Gemüse

6 Tipps für eine wirklich klimafreundliche Ernährung.

Gemüse
„Nachhaltige Verpackung“, „aus der Region“, „bio“, „vegan“ – was genau ist bei einer klimafreundlichen Ernährung wichtig? Obwohl immer mehr Firmen mit diesen Schlagworten werben, ist unsere Ernährung laut dem Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) immer noch für 25 % der Klimagasemissionen in Deutschland verantwortlich. Mit welchen klimafreundlichen Lebensmitteln kann man etwas dagegen tun? Wir haben die Fakten für dich gecheckt und zeigen dir 6 Tipps für eine klimabewusste Ernährung.

von Tabatha - Lesezeit: 6 Minuten

Auch mit Ökostrom sparst du tonnenweise CO₂ im Jahr.

Die Klimabilanz unserer Ernährung ist riesig. Laut CO₂-Rechner des Umweltbundesamtes kommen pro Person in Deutschland rund 1,74 Tonnen CO₂ pro Jahr zusammen. Bisher wird in diesem Zusammenhang vor allem viel über Fleisch diskutiert, doch es steckt mehr dahinter. Zum Beispiel werden Wälder abgeholzt, um Ackerflächen für den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide zu generieren. Monokulturen schaden dem Erdboden. Treibhäuser müssen energieintensiv beheizt werden und die fertigen Lebensmittel dann gekühlt viele Kilometer zum Supermarkt transportiert werden. Alle diese Faktoren sind nicht so einfach ersichtlich, was die Diskussion über ein Klimalabel auf Lebensmitteln anheizt. Wir haben uns angesehen, worauf es bei klimafreundlichen Lebensmitteln ankommt und die wichtigsten Tipps für dich hier zusammengefasst.

Tipp 1: Reduziere den Konsum tierischer Produkte.

Dieser erste Tipp ist auch der bekannteste: weniger Fleisch essen. Weil es über den Zusammenhang von Fleischproduktion und Klima so viel zu sagen gibt, haben wir einen separaten Artikel dazu geschrieben:

>>> Warum Fleisch dem Klima schadet.

Aber nicht nur Fleisch, auch andere tierische Produkte schaden dem Klima. Besonders, wenn sie aus Massentierhaltung stammen. Hast du gewusst, dass 250 g Butter sogar noch klimaschädlicher sind als 250 g Fleisch? Das liegt daran, dass für die Herstellung von Butter vergleichsweise viel Milch benötigt wird. Verpackung, Transport und Kühlkette mit dem dabei anfallenden Energiebedarf kommen noch dazu. Klar benutzt man selten 250 g Butter auf einmal (außer vielleicht zum Backen), doch mit pflanzlichen Alternativen schonst du übers Jahr betrachtet das Klima deutlich.

Abgesehen davon, dass Massentierhaltung schrecklich für die Tiere ist, ist sie für unser Klima extrem schädlich. Wenn du also Fleisch, Milch und Eier kaufst, achte darauf, wo sie herkommen.

>>> Polarstern-Partner „Die Biohennen AG“ im Interview.

Je weniger tierische Produkte du verzehrst, umso besser ist es für das Klima. Probiere es am besten einfach mal aus: Erstmal ist auch ein veganer Tag pro Woche oder der Verzicht auf Rindfleisch besser als gar nichts. Übrigens: Während vegane Milchprodukte schon seit 1987 nicht "Milch" heißen dürfen (stattdessen: Haferdrink, Sojadrink, etc.), gibt es nun auch die Debatte um Begriffe wie "Veggie-Burger". Falls du dich also schon mal über die Produktbezeichnungen gewundert hast, könnte die Unmut der Fleischproduzenten dafür verantwortlich sein.

Tierfreundliches Ökogas gibt´s bei Polarstern.

Tipp 2: Greife zu regionalen und saisonalen Lebensmitteln.

Wenn du regionale Produkte einkaufst ist das für das Klima und für die lokale Wirtschaft und die Bauern gut. Alles, was eingeflogen werden muss, verursacht beim Transport mit Schiffen, LKW und Flugzeugen eine Menge CO₂. Gleichzeitig sind Produkte aus dem Ausland so gut wie gar nicht verpackungsfrei zu kriegen – eben wegen der langen Transporte, auf denen Haltbarkeit und Hygiene sichergestellt werden müssen. Wer also Äpfel aus der Region kauft, statt aus dem Ausland, unterstützt nicht nur die lokale Landwirtschaft, sondern vermeidet auch Klimagase und idealerweise Plastik für die Verpackung.

Und: Regional bedeutet meist auch saisonal. Die Bauernmärkte im Deutschland werden dir im Winter keine sonnengereifte Mango anbieten können. Das ist gar nicht schlimm, sondern sogar ein Pluspunkt. Gerade Obst und Gemüse sind regional oft leckerer, reifer, frischer und knackiger. Utopia hat einen praktischen Saisonkalender erstellt, den du hier findest.

Eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) zeigt den enormen Unterschied beim CO₂-Ausstoß zwischen regionalen und eingeflogenen Produkten. So ist die Flug-Ananas mit knapp 15 Kilogramm CO₂-Äquivalenten pro Kilogramm 50-mal klimaschädlicher als der saisonale und regionale Apfel mit 0,3 Kilogramm.

Achte bei veganer Ernährung auch immer auf die Regionalität. Oft sind Rezepte mit Avocado oder Getreidesorten wie Quinoa zu finden. Werden diese Produkte aus Südamerika eingeflogen und dort in großem Maßstab zum Anbau Wasserressourcen und Wälder gerodet, ist das wenig klimafreundlich. Zum Glück gibt es viele dieser Produkte auch aus Deutschland.

Tipp 3: Bedenke den Ressourcenverbrauch der Lebensmittel.

Nicht nur CO₂ beeinflusst das Klima, auch unser Ressourcenverbrauch spielt mit rein. In der Ökobilanz eines Produktes, werden daher die eingesetzten Ressourcen und die entstehenden Emissionen und Abfälle betrachtet. Sie alle beeinflussen direkt und indirekt unser Klima.

>>> Warum wir ganzheitlich für den Ressourcenschütz kämpfen müssen, statt nur fürs Klima.

Bei Lebensmitteln gibt es große Unterschiede in Sachen Ressourceneinsatz. Zuerst denkt man natürlich wieder an Fleisch, doch nicht nur tierische Lebensmittel sind ressourcenintensiv. So geht beispielsweise extrem viel Wasser für Avocados drauf: Für ein Kilogramm Avocado sind es schätzungsweise 1.000 bis 1.500 Liter.

Butter im CO₂-Vergleich mit Olivenöl.

Tipp 4: Gib Obst und Gemüse mit „Macken“ eine Chance und verringere deinen „Food Waste“.

Hast du schon mal krummes Gemüse auf dem Markt gekauft und dich gefragt, warum eigentlich im Supermarkt jede Karotte kerzengerade sein muss? Die meisten Supermärkte verkaufen nur perfekte Äpfel, Gurken und Co., denn das Auge isst ja mit. Aussortierte Ware landet mit etwas Glück im Tierfutter, oft aber im Müll. Zudem sortiert der Konsument noch einmal aus, wenn er vor dem Regal steht. Fass dir ein Herz und frag dich: Macht sich eine nicht so perfekte Zucchini im Curry nicht genauso gut? Könntest du vielleicht eine Verwendung für diese schon sehr reifen Bananen finden und damit Bananenbrot backen? So minimierst du den Anteil der Lebensmittel, die am Ende im Müll landen. Generell solltest du natürlich bewusst einkaufen und nicht den Einkaufswagen vollladen, um am Ende der Woche dann viel wegzuwerfen. Resteverwertung ist dein Freund!

>>> Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag.

Inzwischen gibt es einige Gemüsekisten-Anbieter wie Kartoffelkombinat. Bei ihnen gibt es auch schiefes und krummes – aber eben genauso leckeres – Gemüse, dass es nicht ins Supermarkt-Regal schaffen würde.

Übrigens: Auch das „Mindesthaltbarkeitsdatum“ ist schuld, dass so viele Lebensmittel weggeworfen werden. Oft werden Produkte kurz vor diesem Termin kaum noch gekauft und landen im Müll. Dabei heißt das Mindesthaltbarkeitsdatum ja nur, dass das Produkt bis dahin mindestens haltbar ist und nicht direkt ab diesem Termin ungenießbar. Im Englischen ist es besser ausgedrückt. Da heißt es nämlich „best before date“.

Tipp 5: Hinterfrage Ersatzprodukte.

Du isst Tofu statt Fleisch und trinkst Mandel- statt Kuhmilch? Super, dass du versuchst, mit deiner Ernährung dem Klima zu helfen. Aber Vorsicht: Auch bei Ersatzprodukten ist „besser“ nicht gleich „gut“. Zum Beispiel ist Hafermilch insgesamt deutlich klimafreundlicher als Mandelmilch:

Wie du in der Infografik siehst: Bei klimafreundlichen Alternativen zur Kuhmilch gibt es im Detail (u.a. Wasserbrauch, Landnutzung) doch nochmal große Unterschiede. Mandelmilch wird übrigens zu 80 % aus kalifornischen Mandeln hergestellt, die in vielen Fällen aus Monokulturen stammen und für deren Anbau Wasserressourcen ausgebeutet werden. Hafer hat den „Heimvorteil“: Denn der wird oft in Deutschland und Europa angebaut und spart so CO₂ beim Transport.

>>> Vegane Fallen: Diese Produkte sind gar nicht vegan.

Tipp 6: Verzichte auf Plastikverpackungen.

Zu guter Letzt: Ein Bioprodukt in Plastik verursacht mehr Müll. Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr, dass mitgenommene Jutebeutel helfen, Müll zu reduzieren. Hast du übrigens gewusst, dass Papiertüten aus dem Supermarkt laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) nicht „besser“ sind als Plastiktüten? Verzichte beim nächsten Einkauf von Gemüse und Obst auf Plastikbeutel – kaufe das Gemüse lose oder nutze Gemüsenetze.

Wenn du einen Unverpackt-Laden in der Nähe hast, kannst du ganz einfach Plastikverpackungen sparen. Gerade Dinge wie Nudeln, Haferflocken und Nüsse bekommst du dort super easy unverpackt und so viel, wie du brauchst. Einfach direkt die Lebensmittel vor Ort in deinen Behälter von zuhause abfüllen. Das sieht übrigens auch viel schöner aus als halbvolle Plastikpackungen.

Ein Klimalabel als Lösung?

In der Nährwert-Kennzeichnung muss auf fast allen verpackten Lebensmitteln bereits über den Anteil der sogenannten „Big Seven“ informiert werden, also über Energiegehalt, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz. Mit dem Nutri-Score soll es noch einfacher werden, gesunde Lebensmittel zu erkennen.

Nun fordern viele auch ein Label für die Klimabilanz von Lebensmitteln. Sie ist nämlich mindestens genauso schwer erkennbar. Nach einer erfolgreichen Petition legte der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz dem Landwirtschaftsministerium ein Gutachten vor, in dem so ein Klimasiegel als Teil einer nachhaltigen Ernährungspolitik vorgeschlagen wird.

In so einem Klimalabel wären alle Faktoren enthalten, die die Klimaverträglichkeit betreffen. Sie sind normalerweise nicht auf den ersten Blick ersichtlich und werden häufig unterschätzt. Eine klare Kennzeichnung würde es für Verbraucher deutlich einfacher und transparenter machen. Die Idee ist, eine Farbskala von rot bis grün einzuführen; auch die CO₂-Äquivalente könnten aufgedruckt werden. Am besten so simpel wie möglich. Doch genau da liegt das Problem: Eine Datenerhebung aller Produkte ist extrem teuer und aufwendig – und das schon bei Produkten wie Salat. Verarbeitete Lebensmittel sind noch einmal schwieriger zu bewerten. Jeder Produktionsschritt muss berechnet werden. Und ein Vereinfachen würde das Klimalabel wenig aussagekräftig machen:

„Man darf natürlich nicht an den entscheidenden Stellen abschneiden. Ob es sich zum Beispiel um Tomaten aus einem beheizten oder unbeheizten Gewächshaus oder um Freilandanbau handelt, macht bei den Treibhauseffekten einen Unterschied um den Faktor 2, 3 oder 4. Das ist so wichtig, dass man da sicherlich trennen müsste.“ – Achim Spiller von der Georg-August-Universität Göttingen.

Ein verpflichtendes Klimalabel wird es so bald leider nicht geben. Statt sich in Details zu verlieren, sollten wir jedoch die Chance sehen, grundsätzlich auf einen klimafreundlicheren Lebensstil aufmerksam zu machen und den Unterschied verschiedenerer Produktgruppe in ihrer Klimabilanz zu verdeutlichen.