Stromtarife: So setzen sie sich zusammen

Stromtarife verstehen und Strompreise vergleichen.

Stromtarife: So setzen sie sich zusammen
Wie kommt es, dass Preise für Stromtarife unterschiedlich hoch ausfallen können? Wieso verlangt ein Stromanbieter mehr als ein anderer? Strom ist doch Strom und müsste doch eigentlich immer das Gleiche kosten, oder? Ganz so einfach ist es nicht. Stromtarife setzen sich aus unterschiedlichen Preiskomponenten zusammen. Bei manchen Komponenten haben Stromanbieter in ihrer Preiskalkulation etwas Spielraum, bei anderen nicht.

von Gisela. - Lesezeit: 4 Minuten

Die Preiskomponenten der Stromtarife.

Stromtarife setzten sich aus dem Arbeitspreis und dem Grundpreis zusammen. Im Grundpreis sind zum Beispiel die Kosten für die Verwaltung oder die verbrauchsunabhängigen Netzgebühren enthalten. Der Arbeitspreis dagegen ist der tatsächlich Preis für eine Kilowattstunde Strom.

Die kannst du dir so vorstellen: Mit einer Kilowattstunde Strom kann man zum Beispiel eine Ladung Wäsche waschen, 15 Hemden bügeln oder knapp 70 Tassen Kaffee kochen.

Der Preis für eine Kilowattstunde Strom kann je nach Stromtarif variieren. Anfang 2021 lag der Arbeitspreis für eine Kilowattstunde bei durchschnittlich knapp 31 Cent. Aber wie kommt dieser Arbeitspreis zustande?

So setzt sich der Preis für eine Kilowattstunde Strom zusammen.

Der Strompreis pro Kilowattstunde setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Die wichtigsten sind im Folgenden gelistet.

1. Umlage für abschaltbare Lasten (§ 18 AbLaV).

Tagsüber nutzt du wahrscheinlich mehr Strom als nachts. Wird auf einmal viel Strom genutzt, kommt es – wie wenn zu viele Autos auf der Straße sind – zu Stau. Deshalb bremsen stromintensive Betriebe bei Bedarf ihre Produktion, um für eine bessere Netzauslastung zu sorgen. Mit der Umlage für abschaltbare Lasten § 18 AbLaV werden die Produktionsverluste der Betriebe ausgeglichen. Die Kosten für diese Umlage liegen 2021 bei: 0,009 Cent pro kWh.

2. Umlage für stromintensive Betriebe (Umlage § 19 StromNEV).

Der Stromverbrauch der Industrie ist enorm und mit riesigen Kosten verbunden. Daher können sich Großunternehmen unter bestimmten Bedingungen von den Netzgebühren befreien lassen. Dadurch fallen aber Einnahmeausfälle sowohl bei den Netzbetreibern als auch bei der Energiewende-Förderung an. Die Umlage § 19 StromNEV gleicht die Defizite aus. Die Kosten liegen für Haushalte in 2021 bei 0,432 Cent pro Kilowattstunde.

3. KWK-Abgabe.

Mit der KWK-Umlage wird die Entwicklung der Kraft-Wärme-Kopplung gefördert. Eine Technik, mit der sich Wärme und Strom im selben Prozess erzeugen lässt. Bis 2020 soll der Strom aus der Kraft-Wärme-Kopplung 25 % der Gesamtstromerzeugung ausmachen. Der Preis für die KWK-Ablage ist in 2021 bei 0,254 Cent Pro Kilowattstunde Strom angesetzt.

4. Konzessionsabgabe (KA).

Die Konzessionsabgabe geht an deinen lokalen Netzbetreiber. Und dieser führt sie wieder an die Gemeinden ab, weil er beim Verlegen von Strom- und Gasleitungen die Straßen der Gemeinde nutzt. Die Konzessionsabgabe ist abhängig von der Größe der Gemeinde und nach dem jeweiligen Vertrag des Netzbetreibers mit der Gemeinde. Sie liegt aktuell bei:

  • 1,32 Cent pro Kilowattstunde in Gemeinden bis 25.000 Einwohner
  • 1,59 Cent pro Kilowattstunde in Gemeinden bis 100.000 Einwohner
  • 1,99 Cent pro Kilowattstunde in Gemeinden bis 500.000 Einwohner .

5. Stromsteuer (StromSt).

Im Stromtarif ist eine Steuer enthalten, mit der die Kosten für klimapolitische Ziele und den Rentenbeitragssatz gefördert werden. Die Steuer lag zuletzt bei 2,05 Cent pro Kilowattstunde.

6. Offshore-Haftungsumlage.

Der Bau von Windkraftanlagen macht auf dem Meer am meisten Sinn, schließlich ist der Wind dort am stärksten. Eine Herausforderung ist die Lieferung des Stroms ans Festland. Die Offshore-Haftungsumlage kann man sich wie eine Versicherung vorstellen. Mit der Offshore-Haftungsumlage zahlst du für Schadensersatzforderungen von Windanlagen-Betreibern, wenn die Kraftwerke nicht rechtzeitig an das Netz am Festland angeschlossen werden. In diesem Fall gelangt der Ökostrom nichts ins Netz, somit können die Betreiber auch keine EEG-Vergütungsforderungen stellen. In 2020 liegt der Preis für die Offshore-Umlage bei 0,416 Cent pro Kilowattstunde.

7. Umsatzsteuer.

Eine Umsatzsteuer ist im Strompreis ebenfalls enthalten. Sie lag zuletzt bei 5,02 Cent pro Kilowattstunde.

8. Netznutzungsgebühren.

Jeder Haushalt ist ans Stromnetz angeschlossen. Je nach Region gibt es unterschiedliche Netzbetreiber mit unterschiedlich hohen Netznutzungsgebühren. Die Höhe berechnet die Bundesnetzagentur. Weil die Netzbetreiber die Entgelte auf die Verbraucher umlegen, sind die Netzentgelte in dichtbesiedelten Regionen etwas niedriger. Am höchsten sind die Netzentgelte im Norden Deutschlands. Alles in allem wirken sie sich mit um die 7 Cent pro kWh auf den Strompreis aus.

9. Die (Öko-)Strombeschaffung.

Je nachdem, ob du dich beim Stromvergleich für Ökostrom oder konventionellen Strom entschieden hast, kommen Kosten für die Ökostrom- oder die konventionelle Strombeschaffung hinzu. In dieser Preiskomponente steckt die Stromerzeugung, die Abrechnung, die Stromlieferung und die internen Kosten für eine Kilowattstunde Strom bei deinem Anbieter. Die Strombeschaffung beziehungsweise Stromlieferung ist die Preiskomponente, mit der ein Stromanbieter sein Geld verdient und bei der er etwas Spielraum in der Preisgestaltung hat.

10. EEG-Umlage, auch als Ökostrom-Umlage bekannt.

EEG ist die Abkürzung für Erneuerbare-Energie-Gesetz. Ökostromerzeugern wird ein fester Preis für die Einspeisung ihres Ökostroms ins Netz garantiert. Gleichzeitig wird der Ausbau von neuen Ökostromanlagen oder Sanierung bestehender Anlagen gefördert. Die EEG-Umlage wird zum 01.07.2022 abgeschafft.

Stromtarife vergleichen: Wie zuverlässig sind Vergleichsportale?

Wer Stromtarife über Vergleichsportale vergleichen will, sollte daran denken, dass viele Stromanbieter dafür zahlen müssen, um überhaupt in der Aufzählung aufgenommen zu werden. Die tatsächlichen Strompreise pro Monat werden oft durch Neukundenboni verschleiert. Man müsste jedes Jahr den Stromanbieter wechseln und gleichzeitig auf eine kurze Vertragsdauer achten, dass sich die Boni wirklich lohnen würden. Auch große Wechselprämien sind häufig keine Geschenke.

Warum das so ist, erklären wir hier.

Informiere dich lieber bei unabhängigen Ratgebern über die Stromangebote. Orientierung bietet zum Beispiel Utopia in seiner Aufzählung der besten Ökostromanbieter.

Diese Zertifizierungen kennzeichnen Ökostrom-Testsieger.

Wie berechnet man Stromtarife?

Dein Stromanbieter braucht zwei Informationen, um deinen Stromtarif, also deinen monatlichen Strompreis, auszurechnen: deine Postleitzahl (denn dein Wohnort kann für den Strompreis relevant sein) und deinen ungefähren Jahresverbrauch. Deinen Jahresverbrauch findest du auf deiner letzten Stromrechnung. Wenn du diese nicht parat hast, kannst du deinen Jahresverbrauch auch anhand der Personen in deinem Haushalt schätzen:

  • 1 Person: 1.300 kWh/Jahr.
  • 2 Personen: 2.400 kWh/Jahr.
  • 3 Personen: 3.000 kWh/Jahr.
  • 4 Personen: 3.500 kWh/Jahr.

Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dich zu verschätzen. Bei deine Stromrechnung wird der monatliche Preis immer an deinen tatsächlichen Verbrauch angeglichen.

Berechne deinen Preis für Wirklich Ökostrom.

Privatkunde

Geschäftskunde

1. Deine Postleitzahl

Stromtarife: Warum du nicht nur Preise vergleichen solltest.

Es reicht nicht, Stromtarife nur anhand ihres Preises zu vergleichen. Wirklich. Bei einem Elektrogerät ist es dir ja auch wichtig, ob das Ding was kann. Strom kann auch unterschiedlich viel. Er kann das Klima schützen – oder nicht. Er kann die Umwelt schonen – oder nicht. Um Stromtarife wirklich vergleichen zu können, sollte man darauf achten, wie die Energie erzeugt wurde und wie der Stromanbieter tickt. Polarstern ist zum Beispiel in der Gemeinwohl-Ökonomie zertifiziert und B-Corp-ausgezeichnet.

Wir ticken so: gemeinwohlorientiert!

Qualitativ hochwertig ist ein Stromtarif, wenn die Energie wirklich nachhaltig erzeugt wurde und trotzdem zu einem fairen Preis erhältlich ist. Ein Vertrag ist fair, wenn er jeden Monat kündbar ist und wenn keine versteckten Kosten auf dich zukommen. Die Unabhängigkeit von Stromanbietern ist ganz entscheidend. Denn sind nich mit Atom- und Kohlestromkonzernen verflochten, bieten ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien und nehmen die Energiewendeförderung ernster als andere. Bei Polarstern, zum Beispiel, investieren wir für jede Kilowattstunde Ökostrom, die du verbrauchst 1 Cent in den Ausbau von erneuerbaren Energien in Europa. Mach mit!