Plastikmüll Fluss

Schöne Sonnenuntergänge sind am Meer allgegenwärtig. Leider genauso wie riesige Müllberge, die in den Weltmeeren treiben. Der weltweit größte Müllstrudel, der Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik, ist ein mahnendes Beispiel. Doch woher kommt der ganze Plastikmüll im Meer? Zum großen Teil vom Land und aus unseren Flüssen. Welche Flüsse gehören zu den schmutzigsten weltweit? Wieso gefährdet Müll aus der EU auch die Meere in Asien? Was hat unsere To-go-Ernährung damit zu tun und warum ist deshalb ein Chemie-Professor 2.700 Kilometer durch die Donau geschwommen?

von Ludwig

Wie viel Müll von kleinen Gewässern in Europa in die Meere gelangt, wird unterschätzt. Das haben Forscher der University of Cadiz und der European University of the Seas in Puerto Real/Spanien in einer Studie 2021 betont. In mehr als 700 Untersuchungen analysierten sie den Abfall in verschiedenen europäischen Flüssen und küstennahen Becken, darunter waren auch drei deutsche Gebiete an der Nordsee. Das Ergebnis: Ein Großteil des Mülls in den Flüssen stammt demnach von To-go-Essen, Tüten und Verpackungen. Dabei würde der Einfluss kleinerer Flüsse auf das Müllaufkommen unterschätzt. Schließlich seien diese mit durchschnittlich 217 Einwohnern pro Quadratkilometer dichter besiedelt als die großen Flüsse mit 87 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Auch schon 2018 unterstrichen Forscher:innen vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie wie verschmutzt Rhein und Donau sind, zwei der längsten Flüsse Europas. An allen 52 Messstellen wurden Kunststoffpartikel gefunden, so dass von einer „zivilisatorischen Grundlast von Kunststoffpartikeln in den Gewässern ausgegangen werden kann“.

Polarstern macht die Isar sauber!

Damit unsere Flüsse sauberer werden, krempeln wir bei Polarstern die Ärmel hoch: einmal jährlich heißt es bei uns Isar CleanUp! Zusammen mit vielen Organisationen, Partnern und Unternehmen befreien wir die Isarufer von Kronkorken, Zigaretten oder Wurstverpackungen von Grillabenden. Aber auch größeren Müll angeln wir jedes Jahr aus der Isar und deren Ufer. Wer in München oder im Umkreis wohnt, kann mitmachen. Wir freuen uns über deine Unterstützung! Infos und den jährlichen Termin findest du auf unserer Webseite.

Erfahr mehr über den Polarstern Isar CleanUp
Aufräumen an der Isar
Anpacken und Müll wegräumen: das ist der Polarstern Isar CleanUp.

Plastikmüll in unseren Flüssen: So kommt er rein.

Wenn wir über Plastikmüll in unseren Meeren sprechen, müssen wir (auch) über China reden. Kein Fluss spült weltweit mehr Schmutz und Plastik in unsere Meere als der Jangtse. Der riesige chinesische Fluss ist rund 6.380 Kilometer lang und mündet bei Shanghai ins Ostchinesische Meer, nachdem er durch zahlreiche Megastädte geflossen ist. Zu den schmutzigsten Flüssen der Welt gehören auch der Indus in Pakistan und Indien und der Gelbe Fluss ebenfalls in China. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben dazu Daten von 1.350 Flüssen ausgewertet.

Besonders schockierend ist diese Zahl: Das Gesamtgewicht der Plastikteilchen, die alle Flüsse ins Meer befördern, wird auf bis zu vier Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt. Das wäre etwa die Hälfte der Gesamtmenge an Plastik, die nach Schätzungen jährlich in die Ozeane gelangt. Der Rest wird beispielsweise vom Wind ins Meer geweht, oder gezielt hineingekippt. Auch der Schiffsverkehr verschmutzt die Meere. Wieso aber landet überhaupt so viel Plastikmüll im Meer?

Häufigste Herkunft und Ursachen von Müll, Plastikmüll und Mikroplastik in Flüssen:

  • Abwässer, die in Flüsse gelangen.
  • Abrieb von Reifen und Asphalt.
  • Starkregenereignisse.
  • Unzureichende Klärung in Kläranalgen.
  • Regen, der Müll an Bächen und Flussufern in die Gewässer spült.
  • Kunststoffprodukte wie Kosmetikverpackungen.
  • Kleidung und Textilien mit Kunstfasern.
  • Verpackungen aller Art.
  • Ungesicherte oder illegale Mülldeponien.
  • Tourismus an Land und am Meer.
  • Verlorene Fischernetze (Geisternetze) in Flüssen und Meeren.

Zu den Gründen für den Mikroplastik-Eintrag tragen auch mangelhafte Umweltstandards bei. Recycling ist eine komplexe Angelegenheit und das Bewusstsein dafür nicht überall gleich. Umso schlimmer ist es, dass Europa oft den eigenen Müll in ärmere Länder etwa in Asien verkauft, die sich dann um die Entsorgung unseres Mülls kümmern. Insofern ist der Müll asiatischer Länder oft auch unser Müll. Ein schmutziger Handel, der überhandgenommen hat. Die EU-Kommission hat nun beschlossen, den Müllexport in ärmere Länder künftig zu erschweren.

Der Müll darf erst gar nicht ins Meer gelangen.

Laut der Meeresschutz-Initiative „The Ocean Cleanup“ sind 1.000 Flüsse weltweit, also rund 1 % aller Flüsse, für 80 % der Plastikmüllverschmutzung der Meere verantwortlich. In Guatemala setzte „The Ocean Cleanup“ ein neues Verfahren mit einem Müllzaun am stark verschmutzten Rio Motagua ein. Der Rio Motagua gilt derzeit als der wahrscheinlich dreckigste Fluss der Welt und ist der Umweltorganisation zufolge für 2 % (!) des weltweiten Plastikmülls in den Ozeanen verantwortlich. Krass, oder? Dieses Video zeigt eindrucksvoll, wie der Müllzaun mitten im Flussbett einen gigantischen Strom von Müll zurückhält.

In der folgenden Grafik ist gut zu sehen, dass vor allem der Pazifik unter enormen Mengen an Plastikmüll leidet, aber auch der Indische Ozean ist stark belastet. Ebenfalls betroffen sind die Küsten und Flüsse Mittelamerikas.

Verschmutzung der Meere durch Flüsse
Vor allem in Asien landet über die großen Flüsse viel Müll im Meer. (Quelle: River plastic emissions to the world’s oceans).
The Ocean Cleanup
Ocean Cleanup in Guatemala

Wie Mikroplastik in unserem Körper landet.

Noch sind die Folgen von Mikroplastik im menschlichen Körper weitgehend unerforscht. Sicher ist jedoch, dass Mikroplastik bereits im menschlichen Körper nachgewiesen wurde. Erst kürzlich haben Forschende der Vrije Universiteit Amsterdam winzige Plastikpartikel im menschlichen Blutkreislauf gefunden. Kein Wunder kann man denken, schließlich sind sie in Lebensmitteln längst nachgewiesen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat Mikroplastik zum Beispiel in Mineralwasser nachgewiesen. Am Ende landet als der Müll über die Nahrungskette, über Flüsse, Meere, Fische letztlich auf unserem Teller und in unseren Körper. Ja pfui! Da ist es eigentlich auch schon fast egal, ob es wissenschaftlich erforscht ist, sowas klingt eher unappetitlich.

Wichtig zu wissen.

Der Mensch kann Mikroplastik über die Luft, das Trinkwasser, Lebensmittel, Staub und kosmetische Mittel aufnehmen, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt. Während des Kochens und Essens kann Mikroplastik ebenfalls in die Lebensmittel gelangen. Und das passiert so: Aus kunststoffhaltigen Textilien wie Fleece oder Nylon lösen sich durch das Tragen kleinste Fasern, die als Mikroplastik betrachtet werden. Zur Aufnahme könnten aber auch kosmetische Mittel beitragen, wo es unter anderem in Duschgels oder Peelings vorkommt. Dass die Teilchen über die Haut in den Körper gelangen, sei nach aktuellem Stand der Forschung aber unwahrscheinlich.

Schutz für Flüsse und Meere: so vermeidest du (Kleinst-)Müll.

Plastik und Kunststoffe gibt‘s überall in unserem Alltag. Die größten und schlimmsten Verursacher sind oft Industrie und Wirtschaft, wie die Fischerei mit ihren Geisternetzen. Doch auch wir als Verbraucher:innen müssen darauf achten, dass kein Müll in Flüsse und Meere gelangt und wir Plastik im Supermarkt öfter die rote Karte zeigen.

Wenn viele Millionen Menschen ihren Beitrag leisten, ist der Impact am Ende wirklich groß.

Hier kommen unsere Tipps für weniger Müll in und an unseren Flüssen:

  • Kauf gar nicht erst Getränke in Kunststoff- bzw. Einwegflaschen.
  • Nimm stattdessen Mehrwegflaschen oder wenn möglich deine eigene Trinkflasche.
  • Nimm deinen ganzen Müll mit, auch kleine Dinge wie Kronkorken gehören dazu. Eh klar.
  • Weise andere Leute darauf hin, wenn sie etwas liegenlassen.
  • Nimm auch fremden Müll mit, wenn du ihn siehst. Es ist letztlich unser aller Müll.
  • Kaufe Produkte wie Kleidung oder Schmuck, die aus Plastikmüll produziert wurden.
  • Beteilige dich bei CleanUp-Aktionen in deiner Stadt wie dem Polarstern Isar CleanUp.

Warum ein Professor 2.700 km in der Donau geschwommen ist.

Andreas Fath ist Chemie-Professor an der Hochschule Furtwangen und weiß, dass die Donau stark durch Müll wie Mikroplastik belastet ist. Die Donau schwemmt jeden Tag 4 Tonnen Plastik in das Schwarze Meer. Um darauf aufmerksam zu machen, schwamm Fath im Frühjahr 2022 rund 2.700 Kilometer die Donau flussabwärts – von Ulm bis zur Mündung am Schwarzen Meer. „Wenn man Menschen erreichen will, braucht man ein verrücktes Projekt“, sagt Fath über das Projekt Clean Danube, der auch schon im Rhein geschwommen ist, um auf Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen.

Der "Schwimmende Professor" weiter: "Gewässer werden vor allem durch Abwässer großer Städte gerade auch Krankenhausabwässer und Medikamentenrückstände von Privathaushalten, der Agrarwirtschaft und Abwässer der Industrie verschmutzt. Die Folge ist Umweltverschmutzung, die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, Artensterben, Gesundheitsrisiken und Resistenzen, bspw. gegen Antibiotika."

Clean Danube Donau
Clean Danube Donau
Andreas Fath Donau

Bilder: Cleandanube

Zwischen Wien und Bratislava seien mittlerweile mehr Plastikpartikel als Fischlarven zu finden, berichtet er. Unterwegs hat Fath in der Donau zahlreiche Wasserproben genommen, mit denen der Professor Werte wie Temperatur, pH-Wert, Nitratbelastung und Sauerstoffgehalt überprüft hat. So entstand eine ausführliche Dokumentation der Donau. Die Ergebnisse der Analysen werden der Öffentlichkeit online zugänglich und verständlich gemacht.

Mit Ökostrom von Polarstern hilfst du Flüssen und Ozeanen.

Der Schutz unserer Flüsse ist für die Meere, für die Flüsse selbst und natürlich für die Umwelt allgemein enorm wichtig. Neben der Verschmutzung durch Schadstoffe und Plastik setzt ihnen auch der Klimawandel arg zu. Steigende Temperaturen, Dürren und extrem warme Sommer sorgen für große ökologische Probleme in den Gewässern. Auch dagegen kannst du was tun! Wechselst du zum mehrfach ausgezeichneten Ökostrom von Polarstern, ersparst du dem Klima mehrere hundert Kilogramm CO2 pro Jahr und tust was gegen die Erderwärmung. Für mehr Energiewende und weniger Blabla. Wirklich.

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Ludwig von Polarstern

Ludwig | Team Wirklich

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