Mit Elektroauto im Winter unterwegs

Elektroauto im Winter: Mit diesen Tipps holst du mehr Reichweite raus.

Mit Elektroauto im Winter unterwegs
Im Winter müssen Fahrer von Elektroautos mit längeren Ladezeiten und geringeren Reichweiten rechnen. Woran das liegt, mit welchen Einschränkungen du rechnen solltest und wie du bei knackiger Kälte dafür sorgst, nicht zu viel Akku zu verlieren.

von Michael. - Lesezeit: 6 Minuten

Deshalb ist die E-Auto-Batterie im Winter schneller leer.

Das Problem kennt man vom Handy: Der Akku ist frisch aufgeladen, aber sobald man das Haus verlässt, purzeln die Prozente gemeinsam mit der Außentemperatur wieder nach unten. Lithium-Ionen-Batterien sind eben nicht nordisch by nature, und so mögen auch die Elektroauto-Batterien am liebsten milde Temperaturen zwischen 15 °C und 25 °C. Bei niedrigen Temperaturen verlieren die Akkus schnell an Kapazität und Spannung, weil das flüssige Elektrolyt in der Batterie seine elektrische Leitfähigkeit verliert. Um die gewohnte Leistung zu liefern, muss die Batterie mehr Energie aufbringen, ist dadurch schneller am Ende und das nagt an der Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Wo sich ein konventionelles Auto die Abwärme des Verbrennungsmotors zunutze macht, zieht ein Elektroauto die Energie für die Wärme komplett aus der Batterie.

E-Autos im Winter: So hoch sind die Reichweitenverluste bei Batterien.

Wie hoch Reichweitenverluste bei Kälte sein können, hat der ADAC mit seinen österreichischen Kollegen vom ÖAMTC getestet. Bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h bis 50 km/h kam das Testauto bei 0 °C nur halb so weit wie bei 20 °C. Unter 0 sank die Reichweite sogar um bis zu 65 %. Bei 100 km/h sind die Reichweitenverluste von Haus aus höher, wodurch der Unterschied zwischen 0 °C und 20 °C nur noch bei 10 % liegt und bei Minusgraden bei 20 %. Wie hoch die Reichweitenverluste im Einzelfall sind, hängt natürlich immer ab von der Fahrtgeschwindigkeit, der Temperatur und der Batteriekapazität. Trotzdem kann man immer dafür sorgen, dass nicht unnötig Reichweite verloren geht.

Tabelle: Reichweite von Elektroautos im Sommer und Winter.

E-AutomodellReichweite SommerReichweite Winter (bei Außentemperatur)*
BMW iX xDrive 30399 km312 km (6 Grad)
BYD Atto 3421 km283 km (-1 Grad)
Cupra Born458 km354 km (9 Grad)
MG 4445 km346 km (4 Grad)
VW ID. 5487 km371 km (6 Grad)
VW ID. Buzz390 km294 km (3 Grad)

Quelle: ÖAMTC, Stand: August 2023

*Hinweis: Aufgrund der unterschiedlichen Wintertemperaturen ist keine 100-prozentige Vergleichbarkeit gegeben zwischen den Modellen.

👉 Faustregel: E-Autos im Winter mit Reichweitenverlusten von bis zu 30 %.

Gut zu wissen: Im Winter kommt man mit einem E-Auto rund 15 bis 30 % weniger weit als im Sommer, wie ein Test des norwegischen Automobilclubs NAF gezeigt hat. Ein spürbarer Unterschied. Die Verluste bei Batterie und Reichweite schwanken je nach Modell stark. Manche Elektroautos können bei deutlichen Minusgraden und anderen ungünstigen Bedingungen auch bis zu 35 % an Reichweite einbüßen. Das hat der Winter-Reichweitentest des NAF gezeigt. Das passiert vor allem, wenn die Heizung voll aufgedreht wird. Daher ist im Winter ein Vorheizen des E-Autos noch während des Ladevorgangs zu empfehlen.

Elektroauto Winter

Tipps gegen Reichweitenverluste bei Kälte im Winter.

Tipp 1: E-Auto in der Garage parken.

Banal, aber effektiv: Wer eine eigene Garage oder einen Stellplatz in einer Tiefgarage hat, sollte die Parkmöglichkeit im Winter konsequent nutzen. Wirklich. Das E-Auto ist dann der Kälte und Minusgraden bei weitem nicht so stark ausgesetzt, das wiederum kühlt die Batterie nicht so stark ab und schützt die Scheiben vor Vereisung.

Tipp 2: Elektroauto bewusst wärmen, Fahrten schieben.

Am Thermostat zu Hause spart jedes Grad weniger rund 6 % Heizenergie. Im Elektroauto sorgt jedes Grad gesparte Energie dafür, dass mehr Power für die Batterie übrig bleibt. Zu kalt sollte die Temperatur aber nicht eingestellt werden, sonst beschlagen die Scheiben. Und mit offenem Fenster möchte man jetzt auch nicht fahren. Am besten heizt du bewusst, indem du dir vorher überlegst, wie lange die Fahrt wird (je kürzer, desto mehr Energie geht fürs Heizen drauf) und wie warm oder kalt es zu verschiedenen Tageszeiten ist. Kannst du eine Fahrt an kalten Wintertagen zum Beispiel vom frühen Morgen auf den wärmeren Nachmittag verschieben, ist das eine gute Option, um mehr Reichweite herauszuholen.

Tipp 3: Klimaanlage im E-Auto gezielt nutzen und Sitzheizung anmachen.

Im Winter ist die Heizung im Auto unverzichtbar. Wie auch im Sommer, wenn die Klimaanlage kühlen soll. In beiden Fällen sorgt eine intensive Nutzung der Klimaanlage für Reichweitenverluste, wie Untersuchungen gezeigt haben. Der amerikanische Automobilclub hat das aufgezeigt: Die Klimaanlage hat demnach einen deutlichen Effekt auf den Reichweitenverlust im Winter. Wenn im Winter die Heizung für den Innenraum des Elektroautos genutzt wird, kann das einen Reichweitenverlust von bis zu 40 % je nach Modell zur Folge haben. Grund: Die Energie der Klimaanlage kommt aus der Batterie des E-Autos. Wurde die Klimaanlage nicht zum Heizen des Innenraums genutzt, lagen die Verluste bei der Reichweite übrigens nur bei 12 %, wie die Studie zeigte.

Unsere Tipps: Schalte deine Klimaanlage gezielt an und nutze, wenn möglich, die Vorklimatisierung, solange dein E-Auto noch zuhause an der Wallbox steht. Noch besser: Heize im Winter nur über die Lenkrad- oder Sitzheizung statt das ganze Auto und zieh dir bei knackigen Minusgraden einfach (rutschfeste) Handschuhe beim Autofahren an. Dann kann die Lenkradheizung ausgeschaltet bleiben und du sparst Power bei der Batterie.

Tipp 4: Standheizung bei Elektroautos im Winter.

Elektroautos haben serienmäßig eine Standheizung, mit der du das Fahrzeug vorheizen kannst. Die Heizung funktioniert elektrisch und nicht über die Abwärme eines Verbrennungsmotors. Ein Elektroauto kann somit vor dem Losfahren noch an der Ladestation über die Stromversorgung aufgewärmt werden, ohne, dass der Strom von der Batterie entnommen wird. Insofern ist es auch ein Mythos, dass man im E-Auto bei längeren Standzeiten oder in einem Stau frieren müsste, weil die Energie der Batterie nicht zum Heizen ausreicht.

Tipp 5: Fahrten im Winter mit dem E-Auto gut planen.

Bei einem Trip mit dem Elektroauto solltest du Reiseziel und Route anhand von Lademöglichkeiten wählen und dafür entsprechende Apps und Karten nutzen, etwa das Ladesäulenregister. Das gilt im Sommer und im Winter. Im Internet kannst du mit entsprechenden Tools deine Fahrt im Winter exakt planen, damit die Reichweite bis zur nächsten Ladestation reicht. Besonders bei der ersten langen Winterfahrt, wenn man noch nicht so genau einschätzen kann, wie hoch die Reichweitenverluste beim eigenen E-Auto ausfallen, ist eine gute Planung das A und O.

Tipp 6: Im Winter direkt nach der Fahrt laden.

Die Batterie eines E-Autos ist das sensible Herzstück des Fahrzeugs. Im Winter solltest du am besten möglichst kurz nach Fahrtende dein E-Auto laden. Dann ist die Batterie noch aufgewärmt und lädt schonender und schneller. Wer länger als zwölf Stunden am Stück steht, sollte nach Einschätzung von Expert:innen den Ladestand der Batterie im Winter idealerweise im Bereich zwischen 40 und 80 % halten, damit es bei der nächsten Fahrt keine Reichweiten-Probleme gibt.

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Tipp 7: Richtiger Reifendruck verhindert Reichweitenverlust.

Schau auch mal auf die Reifen deines Elektroautos: Denn die regelmäßige Kontrolle des Reifendrucks kann zur Effizienz und somit zu mehr Reichweite im Winter beitragen. Das ist nicht nur aus Sicherheitsgründen ratsam. In den meisten Fällen ist davon auszugehen, dass der maximale Reifendruck die Reichweite eines Elektroautos verbessern kann.

Tipp 8: E-Auto im Eco-Modus nutzen.

Wie effiziente Waschmaschinen haben auch viele Elektroautos einen Eco-Modus. Wo sich die Waschmaschine für einen Waschgang Zeit lässt, verlangsamt der Wagen im Eco-Modus seine Geschwindigkeit. Die Räder bekommen dann weniger Kraft vom Motor. Manko des energiesparenden Fahrmodus: Je länger die Fahrtzeit, desto höher ist der Wärmebedarf. Da sollte man eine gesunde Mischung finden. Gut ist der Eco-Modus bei kürzeren Strecken, bei längeren ist ein schnelleres Ankommen oft die bessere Option. Denn je kürzer die Fahrtzeit, desto geringer ist der Wärmebedarf.

Tipp 9: E-Auto mit Wärmepumpe wählen.

Wer gerade vorm Kauf eines E-Autos steht: Manche Modelle sind mit einer Wärmepumpe ausgestattet, die sehr viel effizienter heizen. In Haushalten machen sich Wärmepumpen je nach Technik die Umgebungstemperatur der Luft, des Bodens oder des Grundwassers zunutze und „pumpen“ sie auf ein höheres Level. Für jede investierte Kilowatt Strom bekommt man dabei etwa vier Kilowatt Heizenergie raus. Bei Wärmepumpen im Auto kann man mit drei Kilowatt Heizenergie rechnen. Dort ist es die Temperatur von Batterie, Motor und Leistungselektronik, die auf ein höheres Level gebracht wird.

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Elektroauto im Winter: Das solltest du bei strengem Frost beachten.

Dass sich Elektromobilität und kaltes Wetter vertragen, zeigt übrigens Norwegen. Weit mehr als die Hälfte aller Neuzulassungen sind in dem skandinavischen Land schon Elektroautos, 2025 sollen es schon 100 % sein. Der Winter ist in Skandinavien wirklich kalt, aber dem Absatz an E-Autos tut das – zumindest in Norwegen – keinen Abbruch.

Viele fragen sich, ob man auch bei strengem Frost von bis zu minus 20 Grad Celsius sein Elektroauto ohne Probleme nutzen kann. Die Antwort lautet Ja. Mal abgesehen davon, dass es in Deutschland (und in den meisten Ländern Mitteleuropas) nur noch selten extremen Frost bis zu minus 20 Grad Celsius gibt, ist Frost im Winter kein E-Auto-Killer per se. Die Reichweite schrumpft zwar deutlich bei minus 20 Grad, aber grundsätzlich kannst du auch dann E-Auto fahren und solltest die Tipps von oben beachten. Die Winter bei uns werden insgesamt milder. Die Klimaerwärmung sorgt dafür, dass die Anzahl der Frost- und Eistage in Deutschland seit vielen Jahren deutlich zurückgeht. Wegen strengem Frost musst du dir also keine allzu großen Sorgen machen.

Im Stau mit dem E-Auto: Auch im Winter kein Problem.

Ein Vorurteil ist auch, dass man mit einem Elektroauto im Winter in einem Stau relativ schnell frieren würde. Das ist Quatsch, denn die Batterie hält auch im Winter stundenlang im Stand aus. Der ADAC hat das in einem realen Test gezeigt. Das Ergebnis: Ein E-Auto verbrauche selbst im Stand im Winter relativ wenig Energie. Mit einem Elektroauto im Stau darf die Heizung auch bei eisiger Kälte problemlos mehrere Stunden auf Wohlfühltemperaturen laufen, so das Fazit des ADAC.

Tipps aus Skandinavien für mehr Reichweite und Komfort.

Auch Audi hat Tipps für die Nutzung des E-Autos im Winter und dafür eine Familie aus Norwegen interviewt, die ihre Reichweiten-Tipps im kalten skandinavischen Winter verraten hat. Familie Lunde, die einen Audi e-tron fährt, hat einige praktische Erfahrungen gemacht, wie man trotz Energiesparen komfortabel heizen kann. „Wenn wir keine Zeit für die Vorkonditionierung haben, nutzen wir die Lenkrad- und Sitzheizung für maximalen Komfort bei Fahrtbeginn. Auf den Kurzstrecken reicht das völlig aus“, meint Lunde. „Körpernahes Heizen, wie Familie Lunde es beschreibt, ist ein cleverer Tipp, um den Akku des E-Autos zu schonen.

Zudem lohnt sich die Vorkonditionierung bzw. Vorklimatisierung per App, wenn das E-Auto noch zuhause an der Ladestation steht. So kann man mit einem beheizten und eisfreien Auto losfahren, ohne kratzen zu müssen.

Fazit für mehr Reichweite:

  • Sitz- oder Lenkradheizung nutzen statt gesamten Innenraum zu beheizen
  • Vorkonditionierung an der Wallbox spart Reichweite im Winter (insbesondere bei kurzen Fahrten)
  • Immer mit Navigation fahren (einige E-Autos können Streckeninfos zum Management der Batterie nutzen), um verbleibende Reichweite effizient zu nutzen
Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail: michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.