Kennst du das? Du stehst im Supermarkt und willst möglichst fair und biologisch einkaufen und dann überfordern dich die Siegel, Label, Lebensmittelampel, Inhaltsstoffe und Firmennamen. Du kannst fast schon einen Lesesessel mitbringen, um minutenlang die Etiketten zu lesen, bevor etwas im Einkaufswagen landet. Nur, machst du das? Nein. Und ehrlich gesagt, das können wir verstehen.
Statt dich im Klein-Klein zu verlieren, haben wir einen Tipp: Schau auf’s Große dahinter, auf das Unternehmen.
Ob Lebensmittel oder Mode: Wir kaufen fast immer bei denselben Firmen ein.
Im Grunde kaufen wir fast immer nur bei einigen wenigen Unternehmen ein. Im Lebensmittelbereich zum Beispiel ist die Marktkonzentration weniger Nahrungsmittelkonzerne dramatisch. Nestlé etwa dominiert den Markt mit nach eigenen Angaben mehr als 2000 Produkten und Marken weltweit. So hat der umstrittene Konzern unter anderem Babynahrung, Süßwaren, Mineralwasser, Tiernahrung und natürlich Kaffee im Portfolio.
In der Textilindustrie ist es kaum besser. Hier dominieren internationale Großkonzerne wie H&M und das spanische Unternehmen Inditex den Markt. Zu Inditex gehören unter anderem Zara, Zara Home, Bershka, Massimo Dutti und Pull&Bear. Eine ganze Menge also. Am Ende kaufen viele Menschen ihre Kleidung also bei zwei Großkonzernen, die hinter den Marken stecken.
Nestlé und das Mineralwasser aus Vittel.
Das Beispiel des umstrittenen Nahrungsmittelkonzerns Nestlé zeigt, wie problematisch eine enorme Marktmacht ist. Er war in den vergangenen Jahren oft in der Kritik. Vielen dürfte der Protest von Bürger:innen und Öffentlichkeit in Erinnerung sein, weil der Konzern wohl Wasservorräte privatisiert und in Orten wie im französischen Vittel der Grundwasserspiegel seit Jahren drastisch sinkt. Nestlé wird von Anwohner:innen und Umweltschützer:innen beschuldigt, das Quellwasser, das die Stadt versorgt, zu übernutzen.
Das Problem: Marktmacht.
Es ist alles andere als gesund, wenn ein Unternehmen wie Nestlé so eine wirtschaftliche Macht hat, dass dieses die Bedingungen und den echten Wettbewerb im Markt bestimmt und beeinflusst. Eine solche Stellung schließt im Gegensatz zu einem Monopol oder einem Quasi-Monopol einen gewissen Wettbewerb zwar nicht aus. Unabhängigkeit und Fairness sehen trotzdem anders aus.
Und am Ende trifft das auch die Verbraucher:innen in Form von hohen Preisen und begrenzter Auswahl. Genau deswegen solltest du stets wissen, wo und von wem du Schokolade, Kleidung, Mineralwasser oder deinen Mobilfunkvertrag kaufst.
Das sagt die Rechtslage.
Was ist Marktmacht? Nach deutschem Recht ist ein Unternehmen marktbeherrschend, wenn es keinem wesentlichen Wettbewerb ausgesetzt ist oder eine im Vergleich zu seinen Wettbewerbern überragende Marktstellung hat. Das deutsche wie das europäische Kartellrecht verbieten die missbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung. Normalerweise sollte es zu einer marktbeherrschenden Stellung gar nicht erst kommen, weil das Kartellamt im Idealfall schon vorher einschreitet.
Schau auf's Unternehmen: Für mehr Transparenz und weniger Greenwashing.
Während du dich bei Produkten nur schwer vor Informationen retten kannst, sieht das bei der großen Frage, wer dahintersteckt, ganz anders aus. Schweigen.
Wie abhängig oder vernetzt Unternehmen sind. Wem sie gehören und welche Unternehmenstöchter etc. sie haben, dazu erfährst du wenig auf den Webseiten. Die fehlende Transparenz erschwert es dir meist, das Unternehmen gut einzuschätzen. Dabei förderst du mit deinem Konsum und deiner Nachfrage nach Produkten Veränderungen im Markt – zum Guten wie zum Schlechten. Wohin du dein Geld trägst, beeinflusst die Welt viel mehr als du vielleicht denkst.
Unsere Tipps:
- Melde dich beim Unternehmen und frag nach.
- Schau auf Bewertungsportale. Was erfährst du von anderen Verbraucher:innen über das Unternehmen dort?
- Google das Unternehmen mit passenden Ergänzungen. Was sagt das Internet zu nachhaltigen Bemühungen?
Klassisches Beispiel sind hier große Unternehmen, die oft mehrere Tochterfirmen haben. Manche davon können „grüne Tochterunternehmen“ sein. Die Frage ist: Wie ehrlich nachhaltig ist es, wenn nur ein Teil eines Konzerns nachhaltig ist und das große Geld in anderen Bereichen gemacht wird.

Gefahr des Greenwashings.
Der Energiemarkt ist ein gutes Beispiel für Greenwashing. In Deutschland gibt es eine Menge Stromanbieter, viele davon bieten auch Ökostromtarife an. Beim Energieversorger Eprimo gibt es etwa einen solchen Tarif namens „PrimaKlima“ mit Ökostrom aus Wasserkraft. Doch wer diesen Strom von Eprimo bezieht, zahlt letztlich an den börsennotierten Großkonzern E.ON. Denn Eprimo ist eine einhundertprozentige Tochter von E.ON. Hinzu kommt, dass Eprimo auch Stromtarife anbietet, bei denen Kohle und Erdgas verstromt werden. Es ist also nur ein Teil des Tarifportfolios angeblich nachhaltig.
Wirklich guten und mehrfach ausgezeichneten Ökostrom, der zu einhundert Prozent sauber ist und aus Deutschland kommt, bekommst du bei Polarstern. Das bestätigt dir auch das „Grüner Strom Label“, Öko-Test, Utopia und Robin Wood.
Die Großen müssen sich wandeln. Wirklich.
Die Umweltbilanz großer Unternehmen ist oft schon negativ, weil die Produktionsstufen und Lieferketten globale Dimensionen haben. Bestes Beispiel ist die Herstellung einer Jeans. Die verbraucht im Normalfall nicht nur extrem viel Wasser; obendrein werden umweltschädliche Chemikalien verwendet und das Stück Stoff durch ein halbes Dutzend Länder verschifft, bis die Jeans vor uns im Regal liegt. Ökonomische Nachhaltigkeit ist kaum gegeben. Die großen Player in der Modeindustrie müssten – sofern sie völlig nachhaltig sein wollen – ihr Geschäftsmodell im Kern umstellen. Mehr ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit lautet die Devise.
Dass es auch anders geht, zeigen Modemarken und Social-Business-Firmen wie Armedangels, Nudie Jeans, Bleed oder Mud Jeans. Diese Jeans-Hersteller produzieren ökonomisch und ökologisch nachhaltig und haben sich zum Teil dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft verschrieben. Dabei werden Produkte möglichst lange wiederverwendet, um den Abfall auf ein Minimum zu reduzieren.
Kreislaufwirtschaft. Das musst du wissen.
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert und recycelt werden. Das verlängert den Lebenszyklus von Produkten erheblich und reduziert Abfälle. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Die Kreislaufwirtschaft steht im Gegensatz zum traditionellen, linearen Wirtschaftsmodell.
Einige große Modekonzerne wie Esprit, Levi’s und H&M haben sich nachhaltige Standards verpasst und werben mit einer umweltfreundlichen Produkt-Serie. Bei H&M tragen nachhaltig produzierte Kleidungsstücke etwa das Label „Conscious-Produkte“. Das ist gut und ein Anfang auf dem langen Weg zur Nachhaltigkeit. Doch meist wird der Großteil des Sortiments bei Modekonzernen weiterhin ohne große Rücksicht auf Umwelt und Mensch produziert. Allein deswegen solltest du bei jedem Kauf genau hinschauen, wen du da genau unterstützt mit deinem Geld. Denn am Ende zementieren wir mit jeder unüberlegten Kaufentscheidung die bestehenden (ökonomischen) Verhältnisse. Dass die gerade in der Textilwirtschaft mitunter katastrophal sind, haben Tragödien in asiatischen Ländern in den vergangenen Jahren leider immer wieder gezeigt.

Der Ball in Sachen Ressourcen- und Klimaschutz liegt nun mal stark bei den großen Konzernen. Oft haben nur sehr wenige Unternehmen aufgrund ihrer Marktmacht einen enormen Impact. Und den sollten sie wirklich besser nutzen. Für eine gerechtere Welt und eine bessere Zukunft.
Die "andere" Seite der Wirtschaft unterstützen.
Wir können als Verbraucher:innen diesen Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft unterstützen, ja sogar vorantreiben, wenn wir konsequent sind. Wir müssen nicht auf die Großen warten. Indem wir zum Beispiel die Unternehmen wählen, die bei Klima- und Umweltschutz schon weiter sind und wirklich verantwortungsvoll handeln, leisten wir einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einer wirklich lebenswerten Zukunft.
Kauf mal um die Ecke ein.
Statt im großen Supermarkt einzukaufen, lohnt sich der Gang zum Metzger, Bäcker oder Bioladen ums Eck. Eine gute Flasche Wein bekommst du auch bei der Vinothek ums Eck statt beim großen Online-Weinhändler. Und wer sich neue Kleidung kaufen möchte, findet in vielen Städten eine beachtliche Zahl an unabhängigen Modelabels, die oft sehr nachhaltig und bewusst produzieren.
Suche kleine Unternehmen.
Oft braucht es schlicht nur etwas mehr Zeit, um Unternehmen jenseits der großen Konzerne zu entdecken. Wer aber einfach mal seinen Wohnort plus lokale Unternehmen googelt, dürfte schnell fündig werden. Darüber hinaus helfen Suchbegriffe wie „Support your Locals“ oder „lokal kaufen“.
Finde nachhaltige Firmen mit Ecosia.
Ähnliches gilt für die Suche nach nachhaltigen Unternehmen. Ganz viele haben inzwischen Online-Shops und sind so für dich jederzeit erreichbar, egal wo du wohnst. Unser Tipp: Nutze die „grüne“ Suchmaschine Ecosia und gebe das Stichwort Nachhaltig sowie einen Produktbegriff wie Mode ein. In der Ergebnisanzeige siehst du viele Angebote. Die mit dem grünen Blättchen sind besonders nachhaltig. Denn seit kurzem kennzeichnet Ecosia gemeinwohlorientierte und nachhaltige Unternehmen mit einem grünen Blatt. So findest du schnell die wirklich guten Unternehmen.
Top-Tipp: Sieh dir die Social-Business-Landkarte an!
Ein guter Ratgeber ist auch unsere Social-Business-Landkarte von Polarstern. Die erste Karte ihrer Art! Mit der deutschlandweiten Karte findest du ganz easy gemeinwohlorientierte Unternehmen – von Gastronomie über Energieversorger bis hin zu Finanzen. Sie alle haben gemeinsam, dass sie nicht so wirtschaften, dass Profite und Wachstum um jeden Preis im Fokus stehen, sondern das verantwortungsvolle Handeln für unsere Gesellschaft und die Zukunft. Wir bei Polarstern haben die Social-Business-Map entwickelt, weil wir der Überzeugung sind, dass sich in der Wirtschaft und in unserem Konsumverhalten etwas verändern muss. Schau doch mal rein.