Klimaerwärmung weltweit

Irrsinnige Rekorde: Die stille Klimakrise, die kaum jemand bemerkt. Oder doch?

Climate Visuals/Ed-Hawkins
Kein einziger Tag mit Frost. Im Februar, in Österreich. Klingt zu unglaublich, um wahr zu sein, ist aber 2024 so passiert. Oder mehr als 50 Grad im Sommer. Die Klimakrise und der Kollaps des Systems bescheren uns Klimawandel-Rekorde, die oft kaum Beachtung finden. In ihrer Masse, Summe und Häufigkeit zeigen sie uns jedoch, dass der Klimawandel im Alltag angekommen und die Extreme eben keine Einzelereignisse sind. Und dass es sogar ein Art Muster der Klimawandel-Rekorde gibt.

von Ludwig. - Lesezeit: 6 Minuten

Die größte Betroffenheit geht von lokalen Klimakatastrophen aus. Es muss uns Menschen schon direkt treffen durch Fluten, Überschwemmungen, Hagelschäden, Wirbelstürme und Co., damit wir spüren, wie sehr der Klimakollaps unser Leben und unseren Alltag schon verändert.

Das Problem solcher lokaler Krisen ist nur: Sie erreichen selten die nötige Aufmerksamkeit, um die Weltgemeinschaft zum entschlossenen Handeln zu bewegen. Im Stillen und Heimlichen gibt es unzählige Klimarekorde und Anomalien, also Abweichungen von gewöhnlichen Temperaturen. Welche Klimawandel-Rekorde es in den letzten zwei Jahren gegeben hat, erfährst du in diesem Artikel.

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Klimarekorde in Deutschland.

20,8 Grad: Wärmstes Silvester seit Aufzeichnungsbeginn 2022.

Frühling an Weihnachten bzw. Ende Dezember? Das ist man aufgrund des Klimawandels inzwischen fast gewohnt. 2022 hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) den wärmsten Silvestertag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet. An vier Stationen in Deutschland stieg die Temperatur auf mehr als 20 Grad Celsius. In Wielenbach in Oberbayern wurden gegen 14 Uhr am 31. Dezember 20,8 Grad gemessen, in München 20 Grad. Rekord! Die zuvor höchste Temperatur an Silvester gab es laut DWD mit 17,0 Grad Celsius übrigens im Jahr 1961 in Müllheim. Der alte Rekord wurde also deutlich gebrochen, ein typisches Merkmal vieler Klimarekorde in den vergangenen Jahren.

15. Dezember in Folge mit zu hohen Temperaturen.

Auch der Dezember 2023 stellte einen neuen Temperaturrekord auf. Mit 13,51 °C fiel er um 0,85 Grad wärmer aus als der Dezemberdurchschnitt für die Normalperiode 1991 bis 2020 und nach Schätzungen um 1,78 °C wärmer als für 1850 bis 1900. In Deutschland lagen die Temperaturen im Dezember laut dem Deutschen Wetterdienst um 1,8 °C über denen der Normalperiode. Es war der 15. Dezember in Folge mit hohen Temperaturen.

18,5 Grad: Wärmste Oktober-Nacht jemals in Deutschland.

Der bisherige Rekord war mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Ende Oktober 2022 wurde ein uralter Rekord in NRW geknackt: Die wärmste, jemals in Deutschland Ende Oktober gemessene Nacht war vom 27. Oktober auf den 28. Oktober 2022. Nach Angaben des DWD wurde sie in Werl in Nordrhein-Westfalen gemessen. Dort sank die Temperatur nicht unter 18,5 Grad und lag somit nur 1,5 Grad unter einer Tropennacht. Selbst im Hochsommer wäre das warm. Der Oktober 2022 brach auch insgesamt in Deutschland einige Temperaturrekorde.

Klimarekorde in Europa.

Kein einziger Tag mit Frost auf einem 900 Meter hohen Berg sowie in Wien und Bregenz.

Der Februar 2024 war ein extrem warmer Monat. Quasi eine Hitzewelle im Winter. Überall in Mitteleuropa, so auch in Bregenz und Wien, wo es einen außergewöhnlichen Rekord gab: An keinem einzigen Tag wurde in beiden Städten in diesem Monat Frost gemessen. Das gab es noch nie, seit man im Jahr 1873 auf der Hohen Warte in Wien damit begonnen hat, das Wetter aufzuzeichnen. Die niedrigste Temperatur in Wien wurde demnach am 1. Februar 2024 mit 0,2 Grad Celsius gemessen.

Und noch ein wahnsinniger Rekord für Februar: Erstmals in der Messgeschichte Österreichs ist ein Wintermonat gleich an mehreren Stationen komplett frostfrei verlaufen, berichtet wetterblog.at. Das trifft zum Beispiel auch auf die Hohe Wand in Niederösterreich zu, die auf 937 Metern Seehöhe liegt. Zum Vergleich: Ein gewöhnlicher Februar bringt es hier auf 21 Frosttage. Im Mittel wären in Wien 15 bzw. in Bregenz 16 Frosttage üblich.

"An rund 190 Stationen österreichweit (~ 70 %) hat noch kein Februar jemals zuvor weniger Frosttage gebracht als der heurige", schreibt wetterblog.at zur Bilanz des Februar 2024. Es sind unglaubliche Rekorde, die aber im Stillen passieren, weil die große Aufmerksamkeit ausbleibt.

Wärmster Februar Österreichs in der Messgeschichte.

Überhaupt schloss Österreich den Februar mit einer erstaunlichen Durchschnittstemperatur von 5,8 Grad über dem langjährigen Mittel ab. Diese Rekordabweichung, die in den letzten 200 Jahren noch nie vorgekommen ist, katapultierte den Februar 2024 auf den ersten Platz der wärmsten Februarmonate, wobei der bisherige Rekord aus dem Jahr 1966 deutlich übertroffen wurde.

Wärmster März Österreichs in der Messgeschichte.

Nachdem der Winter 2023/24 in Österreich schon rekordwarm war und der Februar sämtliche Rekorde brach, ging nun auch der März 2024 als wärmster März seit 1767 in die Geschichte Österreichs ein (Stand: 29. März). Mit einer Temperaturabweichung von + 3,2 Grad Celsius belegt der März 2024 laut dem Klimadienst Geosphere Austria Platz 1.

© wetterblog.at

30 Grad: Hitzerekord mitten im Dezember in Spanien.

Sommerwetter kurz vor Weihnachten: Spanien hat Mitte Dezember 2023 mit 29,9 Grad Celsius einen neuen Hitzerekord auf dem Festland für einen Dezember erlebt. Die Temperatur wurde nach Angaben des spanischen Wetterdienstes Aemet in der am Mittelmeer gelegenen Stadt Malaga gemessen. Eigentlich hat es in Malaga zu dieser Jahreszeit normalerweise rund 17 Grad im Schnitt.

Fast 50 Grad Celsius in Italien auf Sardinien.

Im Juli 2023 gab es auf Sardinien eine tagelange Hitzewelle mit Gluthitze, bei der das Thermometer auf sage und schreibe 48,2 Grad Celsius kletterte. Der gemessene Wert lag damit nur minimal unter dem aktuellen europäischen Hitzerekord von 48,8 Grad (gemessen im August 2021 auf Sizilien an der Station Siracusa). Der wissenschaftlich anerkannte Europa-Rekord in Sachen Hitze mit 48,8 Grad hat somit weiter Bestand, könnte aber auch bald geknackt werden.

Europa erlebt wärmsten je gemessenen Oktober.

Der Oktober 2022 war in Europa der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nach dem wärmsten Sommer hat Europa 2022 auch den wärmsten je gemessenen Oktober erlebt. Demnach lagen die Temperaturen im Mittel knapp 2 Grad über dem langjährigen Durchschnitt des Referenzzeitraums von 1991 bis 2020. Auf nationaler Ebene wurde in Österreich, der Schweiz und Frankreich bisher kein so warmer Oktober gemessen, das galt auch für große Teilen Italiens und Spaniens.

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Klimarekorde weltweit.

Mehr als 17 Grad im globalen Schnitt: Weltweit wärmster Tag im Juli 2023.

Auch dieser Rekord macht nachdenklich: Der 6. Juli 2023 ist der bis heute wärmste Tag weltweit seit Beginn der Aufzeichnungen. Nie gab es einen heißeren Tag auf unserem Planeten. Bereits am 3. Juli 2023 überschritt die globale Durchschnittstemperatur erstmals in der Geschichte die 17-Grad-Schwelle. Drei Tage später waren es sogar 17,23 Grad Celsius im globalen Mittel.

März 2024 zehnter Rekordmonat in Folge.

Kein Ende in Sicht: Im zehnten Monat in Folge haben Forschende einen Temperaturrekord verzeichnet. 14,14 Grad betrug die durchschnittliche Lufttemperatur im März 2024. Der vergangene März war somit weltweit der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das geht aus Daten des EU-Klimadienstes Copernicus hervor. Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, dem vorindustriellen Referenzzeitraum, war der März 2024 global gesehen um 1,68 Grad wärmer.

52,2 Grad Celsius in China gemessen.

Ein unglaublicher Temperaturrekord wurde im Juli 2023 in China aufgestellt. In der abgelegenen Gemeinde Sanbao im Nordwesten Chinas stieg die Temperatur Mitte Juli auf 52,2 Grad Celsius. Ein Hitzerekord, den es so noch nie gab in China. Der alte Hitzerekord lag bei 50,3 Grad Celsius.

Marokko erstmals mit Temperatur über 50 Grad.

In Marokko wurde am 11. August 2023 zum ersten Mal eine Temperatur von mehr als 50 Grad gemessen. In der marokkanischen Küstenstadt Agadir kletterte die Temperatur laut Wetterbehörde des Landes bis auf 50,4 Grad Celsius. Nie zuvor wurde eine höhere Temperatur in Marokko gemessen.

Die Grafik zeigt, welche Regionen des Planeten sich schneller und langsamer erwärmen im Vergleich zum globalen Mittel. Vor allem Nordamerika und Europa und Asien erwärmen sich rasant. © Ed Hawkins/Climate Visuals

Hitzerekorde mitten im Winter in Argentinien.

Hitze im Winter? Das gab‘s, nämlich in Südamerika. In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires wurden Anfang August 2023 (dort Winter) über 30 Grad Celsius gemessen – das war nach Angaben des argentinischen Wetterdienstes die höchste Temperatur, die seit Beginn der Aufzeichnungen an einem 1. August im Winter dort gemessen wurde. Zum Vergleich, wie irre dieser Rekord ist: Normalerweise liegt die durchschnittliche August-Temperatur in Buenos Aires zwischen 9 und 18 Grad.

Ein überhitzter Planet: Die globalen Durchschnittstemperaturen kennen nur eine Richtung, wie diese Grafik zeigt. © Ed Hawkins

30 Grad zu warm: "Hitze"-Rekord in Antarktis mit -11,5 Grad gemessen.

Im März 2022 sind im Osten der Antarktis ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen worden, die Expert:innen zufolge mehr als 30 Grad Celsius höher waren als für die Jahreszeit üblich. Die Forschungsstation Dome Concordia in einer Höhe von 3000 Metern habe am 20. März 2022 einen "Hitze"-Rekord von minus 11,5 Grad Celsius registriert, teilte der Meteorologe Etienne Kapikian von Météo-France mit. Das ungewöhnlich warme Wetter im Osten der Antarktis sei ein "historisches Ereignis", erklärte ein Wissenschaftler von Météo-France.

Erde erlebt den wärmsten Januar jemals.

Es geht munter weiter: Der Januar 2024 war laut Daten des EU-Klimadiensts Copernicus der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die globalen Temperaturen sind im Januar 2024 höher als je zuvor in diesem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Demnach lag die Lufttemperatur an der Erdoberfläche mit durchschnittlich 13,14 Grad Celsius um 0,7 Grad höher als im Schnitt des Referenzzeitraums von 1991 bis 2020 und um 0,12 Grad über der Temperatur im Januar 2020, der bislang als der wärmste Januar verzeichnet wurde.

Zwei Muster zeichnen Rekorde oft aus – Klimawissenschaft rätselt.

Puh, da kommt man kaum mehr hinterher bei der Rekordflut. Bei all den Rekorden der letzten Jahre fallen meist zwei Dinge auf, die Klimawissenschaftler:innen immer wieder betonen:

  1. Oft werden alte, bisherige Temperaturrekorde regelrecht pulverisiert, also deutlich um mehrere Grad gebrochen.
  2. Wurde im einen Jahr ein Rekordsommer hinsichtlich Temperatur gemessen, brachte das nächste oder übernächste Jahr direkt einen neuen Rekordsommer. Rekorde haben also oft nur kurz Bestand.

Die Deutlichkeit und Schnelligkeit, wie viele Klimarekorde purzeln, lässt auch immer mehr Wissenschaftler:innen ratlos zurück. So etwa bei der sprunghaften Erwärmung unserer Ozeane, die bereits als marine Hitzewelle bezeichnet wird. Hitzewellen in den Weltmeeren infolge des Klimawandels wurden bisher wohl unterschätzt, meinen Fachleute. Die rasante Erwärmung der Weltmeere in den Jahren 2023 und Anfang 2024 kann sich selbst die Wissenschaft (noch) nicht erklären. Dieses Rätseln der Klimawissenschaft sollte uns vielleicht noch mehr zum Nachdenken bringen als die ohnehin krassen Rekorde.

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Wir müssen dringend runter von den hohen CO2-Emissionen. Gelingt uns das nicht, werden wir immer mehr krasse Klimakatastrophen erleben. Die Verantwortung liegt vor allem bei den großen Kohle-, Öl- und Gaskonzernen weltweit, aber auch bei der Politik, um in allen Sektoren (auch im Verkehr) den CO2-Ausstoß zu senken.

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Portrait von Ludwig.

Ludwig. | Team Wirklich

E‑Mail: ludwig.o@polarstern-energie.de

Ludwig ist ausgebildeter Journalist und hat viele Jahre bei einem großen Medienhaus in München gearbeitet. Bei Polarstern ist er Redakteur im Marketing-Team und schreibt Artikel für das Polarstern-Magazin und Neuigkeiten für unsere Newsletter. Außerdem kümmert er sich um Events wie die Earth Hour und den Isar Cleanup.