11 häufige Fragen und Antworten zu PV-Anlagen und Speichern – beantwortet von unserem Elektromeister.

Die eigene Stromversorgung ist für viele Eigenheimbesitzer Neuland. Dass das Interesse massiv steigt, sehen wir an den vielen Fragen, die uns gestellt werden. Wir haben die häufigsten gesammelt und sie an unseren Elektromeister Rudi weitergegeben. Hier sind seine Antworten.

von Michael & Rudi Wirklich - Lesezeit: 4 Minuten

Wenn ich mich jetzt für eine eigene Stromversorgung interessiere, aber noch keine Ahnung habe: Was ist der erste Schritt?

RUDI Als erstes würde ich das Budget definieren und dann relativ schnell einen Installateur zurate ziehen. Der Installateur wird dir sofort eine Hausnummer sagen können, wie viel Leistung in Kilowatt (kW) er aufs Dach bekommt, das heißt, wie viel Strom du erzeugen wirst. Ob sich die Investition lohnt, kannst du mit einer Faustformel einschätzen. Du addierst die Investition in die Anlage mit den Stromkosten für die Reststromversorgung und ziehst die Einnahmen aus der EEG-Einspeisevergütung von 8,2 Cent (Stand: August 2022 bis 2024) pro Kilowattstunde wieder ab. Dieses Ergebnis vergleichst du mit deinen aktuellen Stromkosten. Also dem Jahresstrombedarf mal dem Preis für eine Kilowattstunde von derzeit rund 40 Cent.

Wann sich PV-Anlage und Stromspeicher rechnen

Was kostet denn eine PV-Anlage und ein Speicher?

RUDI Im Schnitt geben typische Einfamilienhaushalte etwa 16.000 Euro für die Kombination aus PV-Anlage und Speicher aus. Wie hoch die Investition im Einzelfall ist, lässt sich so wenig pauschal beantworten wie die Frage, was ein rotes Auto kostet. Je nach Größe der Anlage, Aufwand der Installation oder "Störer" wie Verschattungen, Erker und Gauben wird es teurer oder erschwinglicher. Wenn ich trotzdem pauschalisieren müsste (Betonung auf müsste), würde ich bei einer Photovoltaikanlage mit 1.200 bis 1.600 Euro pro kW Leistung kalkulieren. Da wäre die Installation aber schon mit eingerechnet. Was man auch sehen muss: Vor 20 Jahren hättest du pro kW noch 8.000 bis 9.000 Euro ausgegeben, dafür aber mehr Einspeisevergütung erhalten. Sonst hätte das ja auch niemand gemacht damals.

Das heißt, weil die Einspeisevergütung sinkt, soll ich möglichst viel meines eigenen Stroms lieber selbst verbrauchen?

RUDI Absolut, das ist der Grundantrieb. Erstens fühlt es sich gut an, Selbstgemachtes zu nutzen, zweitens ist es viel günstiger. Im Schnitt kostet dich eine selbst erzeugte und direkt verbrauchte Kilowattstunde Ökostrom rund 60 % weniger als eine Kilowattstunde aus dem Netz. Aber auch beim Reststrombedarf kann man preislich viel machen. Wir bieten dazu Wirklich Eigenstrom, ein Tarif der genau auf Haushalte zugeschnitten ist, die ihren Strom selbst erzeugen. Die Grundgebühr entfällt komplett, und es wird wirklich nur nach Verbrauch abgerechnet.

Preis für Wirklich Eigenstrom berechnen

Wann lohnt sich der Kauf eines Stromspeichers zu einer neuen oder bestehenden Photovoltaikanlage?

RUDI Ohne Speicher kannst du etwa ein Drittel deines selbst erzeugten Stroms selbst verbrauchen, den Rest speist du ein und bekommst dafür eine Einspeisevergütung von 8,2 Cent (Stand August 2022). Wenn du jetzt aufgrund von großen Stromverbrauchern wie einer Wärmepumpe und einem E-Auto einen hohen Stromverbrauch hast – sagen wir 10.000 Kilowattstunden im Jahr – dann kostet dich das beim aktuellen Durchschnitts-Kilowattstundenpreis von 40 Cent ohne PV-Anlage und Speicher schon rund 4.000 Euro im Jahr. Mit einer Photovoltaikanlage nur noch rund 3.000 Euro, kommt ein Speicher dazu nur noch rund 2.000 Euro.

Die Kombination aus Photovoltaikanlage und Speicher lohnt sich also umso mehr, wenn ich große Stromverbraucher habe?

RUDI Genau. Je mehr du verbrauchst, umso mehr sparst du. Leben nur zwei Personen im Haushalt mit einem Standard-Verbrauchsprofil von etwa 2.400 Kilowattstunden im Jahr, würde sich die Investition in einen Speicher nicht unbedingt lohnen. Aber die Sache sähe schon wieder ganz anders aus, würde sich das Paar ein Elektroauto anschaffen.

Neben Eigenverbrauch fällt oft der Begriff der Autarkie, das heißt die Unabhängigkeit vom Stromnetz. Damit ist der Anteil am gesamten Strombedarf gemeint, den man aus eigener Erzeugung decken kann. Wie unabhängig kann ich denn typischerweise werden?

RUDI Mit einem normalen Speicher schaffst du im Schnitt etwa 60 %. Es gibt auch sonnige Tage, da wirst du bei einer großen Photovoltaikanlage und Direktverbrauch auch 100 % erreichen. Es gibt Leute, die streben das dauerhaft an. Denen geht es vor allem um das Unabhängigkeitsgefühl und weniger um die Frage, wann sich alles amortisiert hat. Die erfüllen sich da einen Traum. So wie es dir bei anderen Anschaffungen auch egal ist, ob es sich jetzt rechnet oder amortisiert. Du willst das eben haben.

Wie erreiche ich einen guten Autarkiewert?

RUDI Zum einen durch eine hohe Leistung von Photovoltaikanlage und Speicher, zum anderen durch dein Verhalten. Du musst den Strom sehr bewusst nutzen, etwa die großen Stromverbraucher genau dann einschalten, wenn die Anlage gerade viel Strom produziert oder der Speicher voll ist. Ein typisches Beispiel ist Wäsche waschen: Wenn das Wetter heute schlecht ist, dann wäschst du eben erst morgen.

Artikel: So steigerst du deine Autarkie

Dass eine Photovoltaikanlage aufs Dach gehört ist klar. Aber wo soll der Speicher idealerweise hin? Im Netz sieht man manchmal Bilder, da stehen sie wie eine Trophäe im Wohnzimmer. Ist das wirklich ein guter Platz?

RUDI Der Speicher sollte in den Keller, denn der Wechselrichter surrt wie ein Kühlschrank. Deshalb sollte der Speicher im Idealfall dort stehen, wo sich Menschen oder Haustiere nicht lang aufhalten. Außerdem sollte der Raum weder zu heiß noch zu kalt sein. Eine Garage, in der du im Winter deinen eigenen Atem siehst, ist zum Beispiel kein guter Platz. Bei extremen Temperaturen streiken die Batterien. Bei Elektroautos dagegen können die Batterien auch im Winter die erhoffte Leistung bringen, weil sie automatisch beheizt werden.

Kann ich das ganze Jahr über Ökostrom erzeugen?

RUDI Auf jeden Fall. Viele denken, dass sich der Betrieb einer Photovoltaikanlage nur im Sommer lohnt, dabei senkt extreme Hitze den Wirkungsgrad der Anlage. Das wird nur wieder wettgemacht, weil es lange hell ist. Entscheidend ist wirklich das Licht, nicht die Temperatur, deshalb kannst du sogar an einem kalten Januartag richtig viel Ökostrom erzeugen.

Woher weiß ich, dass der Strom, den ich nutze, gerade aus meiner eigenen PV-Anlage kommt?

RUDI Den Strom aus deiner PV-Anlage nutzt du direkt. Anders ist es mit dem Überschuss, den du in deinem Speicher speicherst. Dieser Überschuss geht erst mal ins Netz. Aber die gleiche Menge fließt zurück in den Speicher. Bilanziell gesehen ist es immer noch dein Strom.

Aber nicht physikalisch, oder?

RUDI Nein, das nicht. Aber entscheidend ist doch, dass du Ökostrom erzeugt hast – in einer Menge, für die kein Kohlestrom erzeugt werden musste. Dein überschüssiger Strom wird also von jemand anderem genutzt. Ist doch super!

Stimmt. Danke, Rudi!