Plastikverbrauch reduzieren

Schluss mit Plastik! Unsere Tipps gegen Plastikmüll.

Plastikverbrauch reduzieren
Plastik sollte unser Leben mal besser und bequemer machen. Inzwischen ist die Welt wie ein Bällebad: Wir gehen in Plastik unter. Laut UNEP werden jedes Jahr rund 460 Millionen Tonnen davon produziert. Das Plastik gefährdet unsere Gesundheit, zerstört Lebensräume und belastet zusätzlich das Klima. Wir müssen gegensteuern. Mit diesen Basic-Tipps klappt's.

von Michael. - Lesezeit: 5 Minuten

So vermüllt ist die Erde.

Wir leben in einer Plastikwelt. Du wachst morgens in Plastik auf (Bettwäsche), trittst du auf dem Weg ins Bad darauf (Lego-Ritterburg), schmierst dich damit ein (Duschgel) und putzt dir damit die Zähne (Zahnpasta). Da ist der Tag gerade mal ein paar Minuten alt. Plastik ist der Stoff, aus dem die Zivilisation gemacht ist. Rund 8,3 Milliarden Tonnen Plastik sollen laut Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung zwischen 1950 und 2015 weltweit produziert worden sein. Allein in den letzten 20 Jahren hat sich die Menge des Plastikmülls nach Schätzungen der OECD (Global Plastic Outlook) verdoppelt. Und bis 2060 könnte sich das heutige Niveau noch einmal verdreifachen. Dabei ist das Zeug jetzt schon überall. Sogar im Marianengraben in 11.000 Meter Tiefe, auf dem Gipfel des Mount Everest oder im Arktischen Eis. Inzwischen haben wir das Plastik laut einer Studie sogar im Blut. Und dann befeuert die Plastik-Produktion noch die Erderwärmung. Denn rund 99 % des Plastiks wird aus Kohle, Öl und Erdgas hergestellt. Die Plastikproduktion soll jetzt schon mehr CO2 verursachen als der Luft- und Schiffsverkehr zusammen.

Was international gegen Plastik unternommen wird.

Neben der Erderwärmung und dem Biodiversitätsverlust gesellt sich mit der Plastikverschmutzung also noch eine weitere existenzielle Krise hinzu. Die Umweltversammlung der UNO (Unea) will daher bis 2024 ein international verbindliches Abkommen zur Plastikbekämpfung auf den Weg bringen. Doch einfach wird das nicht. Da ist auf der einen Seite die High-Ambition-Gruppe, bestehend aus 53 Staaten, inklusive der EU, die die Produktion von neuem Plastik ab 2040 verhindern will. Und da sind die Öl-Staaten, die zwar Recycling-Techniken fördern wollen, aber gar nicht daran denken, die Produktion von neuem Plastik zu drosseln. Zu lukrativ.

Wir müssen mithelfen.

Es ist wie beim Klimaschutz auch: Die großen Veränderungen können nur Akteure aus Wirtschaft und Politik anstoßen. Sie werden aber umso eher auf den Weg gebracht, je früher sie von der Gesellschaft mitgetragen werden. Bei der Vermeidung von Müll ist ohnehin jede:r in der Verantwortung. Denn Müll verursachen wir alle. Und eine Plastiktüte im Marianengraben – sie könnte von jedem von uns sein.

Die wichtigsten Tipps, um Plastikmüll zu vermeiden.

Strohhalme

Tipp 1: So vermeidest du Verpackungen.

Die beste Chance, Plastik zu vermeiden, haben wir beim Einkaufen. Im Supermarkt gibt es nichts, was nicht in Plastik verpackt ist. Selbst Bio-Gemüse kommt in der Kunststoffschale oder im Plastikwrap. Plastik reduzieren beginnt daher schon bei der Wahl der Produkte. Die Quick-Tipps:

  • Kauf auf dem Markt ein, hier gibt's das Meiste plastikfrei.

  • Nimm zum Einkaufen immer eine Stofftasche mit, die du möglichst lange nutzt. So reduzierst du den Plastiktütenverbrauch. Vor allem die kleinen Plastiktüten am Obst- und Gemüseregal sind so unnötig wie schädlich.

  • Benutz für Take-Away-Essen eine Tupper-Box und eigenes Besteck.

  • Trink deinen Coffee-to-go aus einem Recup. Das Mehrwegsystem ist inzwischen so weit verbreitet, dass es keine Ausreden mehr gibt, es nicht zu nutzen. Alternativ hast du deinen eigenen Mehrwegbecher dabei.

  • Kauf in verpackungsfreien-Läden ein. Dort werden Produkte wie Reis, Haferflocken oder Pasta in mitgebrachte Behälter gefüllt. Und nicht mal die musst du neu kaufen. Spül einfache alte Saucen- oder Marmeladengläser aus. Auch die Zahl an verpackungsfreien Läden steigt. Eine bundesweite Liste findest du zum Beispiel beim NABU.

Ist Glas (und Edelstahl) wirklich besser als Plastik?

Unabhängig vom Material gilt: Mehrweg ist immer besser als Einweg. Wenn du also eine Mehrweg-Glasflasche kaufst, hat die gegenüber Plastik einen klaren Umweltvorteil. Anders ist das beim Einwegglas. Hier hat Glas nicht die bessere Öko-Bilanz. Gerade für Trinkwasser sind Einwegflaschen besonders unnötig. Denn Wasser kommt in guter Qualität aus der Leitung. Investiere lieber in einen Wasserfilter und einen Wassersprudler. Und unterwegs? Da findest du mit der Refill App Orte in deiner Umgebung, wo du deine mitgebrachte Flasche mit Leistungswasser auffüllen kannst. Übrigens ist nicht jede Pfandflasche automatisch eine Mehrwegflasche. Achte deshalb immer aufs Etikett, ob auch wirklich "Mehrweg", "Mehrwegflasche" oder ein anderer eindeutiger Hinweis draufsteht.

Plastik oder Glas? Die Frage ist vor allem: Einweg oder Mehrweg?

Glas sinnvoll weiterverwenden.

Glas lässt sich auch viel einfacher weiterverwenden als Plastik. Glasbehälter eigenen sich zum Beispiel, um Salatdressing zu machen oder aufzubewahren. Sie können als Blumenvasen, Trinkgläser oder als Mehrwegbehälter für den verpackungsfreien Einkauf genutzt werden.

Nutz, was du schon hast.

Wenn du jetzt einen Schrank voll mit einwandfreier Plastik-Tupperware hast, solltest du sie auch nutzen, bevor du dir neue Glasbehälter zulegst. Aus hygienischen Gründen sollten verkratze und verfärbte Plastikbehälter irgendwann aussortiert werden. Wenn du dann etwas Neues anschaffst, darf‘s gerne Glas sein.

Glas vs. Plastik: Die Vor- und Nachteile auf einen Blick.

  • Pro Glas.

    • Kann laut co2online als Mehrweg ca. 50x befüllt werden.
    • Kann privat weitergenutzt werden.
    • Verursacht weniger CO2 pro Gramm.
    • Verschmutzt nicht die Meere.
  • Contra Glas.

    • Wird energieaufwendig hergestellt.
    • Wird aus Sand hergestellt, ein nicht unendlich verfügbarer Rohstoff.
    • Ist lichtdurchlässig, d.h. es schützt Lebensmittel nicht so gut vor Licht.
    • Das Einschmelzen verbraucht Energie.
  • Pro Plastik.

    • Kann als Mehrweg laut co2online ca. 25 x befüllt werden.
    • Ist leichter, dadurch weniger CO2 für den Transport einer Packung.
    • Ist der Standard in der Industrie d.h. Maschinen sind auf Plastik ausgerichtet und müssten. umgebaut/entsorgt werden.
  • Contra Plastik.

    • Hat hohe CO2-Emissionen pro Gramm.
    • Können nur zu etwa 46 % recycelt werden.
    • Verschmutzt die Meere.
    • Kann kaum im Alltag wiederverwendet werden.
    • Ist gesundheitlich bedenklich (Chemikalien, Hormone, Weichmacher).

Tipp 2: Achte auf das versteckte Plastik.

Plastik vermeiden bedeutet auch, auf die Inhaltsstoffe zu achten. Denn in vielen Produkten steckt noch eine Extraportion Plastik: Mikroplastik. Man erkennt es zum Beispiel an Bezeichnungen wie "Polyethylen", "Polyamide" und "Polyacrylat". Besonders in der Kosmetik ist Mikroplastik Standard. Es steckt in Duschgels, Peelings und anderen Pflegeprodukten und soll für einen „Schleifeffekt“ der Haut sorgen – sie glatter machen. Das Problem: Die kleinen Plastikpartikel gelangen in die Luft, das Trinkwasser und den Boden – und so wieder in unseren Körpern. Dort gehen sie uns auf Leber und Nieren, bringen Hormone durcheinander, schädigen das Immunsystem und verursachen im schlimmsten Fall Krebs.

Die Top 3 der Mikroplastikverursacher.

Ein Drittel der Mikroplastik-Emissionen werden in Deutschland übrigens von Autoreifen verursacht, beziehungsweise vom Abrieb beim Fahren. Eine Studie des Fraunhofer Instituts von 2018 zeigte die größten Verursacher von Mikroplastik: Nach den Autoreifen auf Platz 1 folgen „die Freisetzung bei der Abfallentsorgung“ und „der Abrieb von Asphalt“. Kosmetik schafft‘s auf Platz 17.

In diesen Produkten versteckt sich Plastik

Tipp 3: Nutze und recycle bestehendes Plastik.

Plastik recyceln.

Es gibt schon genug Plastik auf der Welt. Beim Recycling gibt es allerdings noch Nachholbedarf. Laut OECD liegt die Recyclingquote von Kunsstoffen aktuell nur bei 9 %, weil die Produktion von neuem Plastik nach wie vor günstiger ist. Das passiert mit dem restlichen Müll: 20 % der Kunststoffabfälle werden verbrannt, 50 % landen auf Deponien und 22 % landen unkontrolliert irgendwo. Auch in Deutschland ist die Recycling-Quote viel zu gering, und das obwohl Deutschland die Nummer eins im Plastik produzieren und verarbeiten ist. Der Plastik-Atlas schreibt dazu:

„Die Deutschen wären gern Recycling-Weltmeister. Das ist aber Wunschdenken. Von den 2017 angefallenen 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen wurden gerade mal 810 000 Tonnen wiederverwertet. Das entspricht einer Quote von 15,6 Prozent.“ – Plastikatlas

Wir müssen alle mithelfen, die Recycling-Quote zu erhöhen – indem wir lernen, die Dinge richtig zu entsorgen.

  • Gelbe Tonne.

    Unter anderem: Verpackungen aus Kunststoff, Alu, Weißblech, Getränke-Kartons, Kaffeekapseln, Styropor.

  • Blaue Tonne.

    Papier, Pappe, Karton, auch Briefumschläge mit Sichtfenstern sowie Hochglanzmagazine.

  • Braune Tonne.

    Biomüll, Küchen- und Gartenabfälle.

  • Graue Tonne.

    Restmüll: alle anderen nicht verwertbaren Stoffe; auch Fotos, Gummi, oder Zigarettenstummel.

Plastik einfach weiter nutzen.

Zu Hause kannst du Plastikmaterialien auch immer upcyceln. Die Plastikverpackung von Klopapier eignet sich wunderbar als Müllbeutel, und Waschmittelflaschen können zu Gießkannen umfunktioniert werden. Auf unserem Pinterest-Profil findest du jede Menge Basteltipps für Plastikreste. Aus Plastik entsteht manchmal sogar große Kunst. Der Künstler El Anatsui nutzt Materialien wie Flaschenverschlüsse für seine Skulpturen.

Tipp 4: Nimm auch immer den Müll von anderen mit.

Wer Plastik verhindern will, muss auch den Müll von anderen mitnehmen. Gehört mir nicht, gibt's nicht – fremder Müll ist immer unser eigenes Problem. Ist zum Beispiel Mikroplastik erst einmal im Boden oder auf den Äckern, nehmen wir es über die Nahrung oder das Trinkwasser wieder auf. Laut WWF nimmt jede:r pro Woche ungewollt bis zu 5 Gramm Plastik zu sich. Das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte.

Fremder Müll geht uns auch deshalb immer etwas an, weil die Auswirkung eines einzigen Plastikteils riesig sein kann. Selbst Menschen, die weit weg von Küsten wohnen, tragen zur Vermüllung der Ozeane bei. Die Abfälle geraten etwa über Flüsse oder das Abwasser ins Meer.

Eine LKW-Fuhre pro Minute.

Überhaupt ist das Meer zum Gradmesser für unseren Plastikverbrauch geworden. Laut Unternehmensberatung McKinsey sollen pro Jahr 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere gelangen. Das ist eine LKW-Ladung pro Minute. Es kann Jahrhunderte dauern, bis sich eine Angelschnur oder eine Plastikflasche zersetzt. In der Zwischenzeit verenden die Tiere daran, weil sie Teile verschlucken oder sich darin verheddern. Auch hier landet das Plastik über die Nahrungskette, etwas durch den Verzehr von Fisch, in unserem eigenen Körper. Wenn wir nicht handeln, zerstören wir mit der Plastikverschmutzung nicht nur den Planeten, sondern auch uns selbst.

Vom Fluss auf den Teller: Der verhängnisvolle Weg des Mülls.

Get up, clean Up mit Polarstern!

Einmal pro Jahr befreien wir das Isarufer von Müll.

Hilf mit, Plastik zu reduzieren. Unsere Tipps helfen dir dabei. Und wenn du mal in der Nähe bist: In München veranstalten wir bei Polarsten jedes Jahr den Polarstern Isar Cleanup. Um alle zum Aufräumen zu motivieren – und um ein Statement zu setzen: Müll geht uns immer etwas an. Weg damit!

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail: michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.