Wie man Ökostrom mit Nachbarn teilt.

Von der Öko-Kiste bis zur Bohrmaschine – wir sind es gewohnt, Dinge mit Nachbarn und Freunden zu teilen. Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren für noch viel mehr Möglichkeiten gesorgt. Mitfahrgelegenheiten, Ferienwohnungen und Co-Workingspaces gehören zum festen Repertoire des Teilens. Auch das Teilen von Energie wird in Zukunft eine größere Rolle spielen. Immer mehr Haushalte stellen mit einer Photovoltaikanlage eigenen Ökostrom her. Manchmal so viel, dass sie ihn auch abgeben könnten – theoretisch. Gibt es solch eine Sharing-Praxis beim Stromverbrauch? Polarstern-Mitarbeiter und Experte für Energiewirtschaft Florian erklärt das Prinzip und betont, dass ein echtes "Strom teilen" fast immer noch Zukunftsmusik ist.

von Michael. - Lesezeit: 2 Minuten

Florian Tischer

Ich möchte nicht klingen, wie jemand bei gutefrage.net, aber kann ich Ökostrom, den ich mit einer Photovoltaikanlage selbst erzeugt habe, auch an jemanden verschenken? FLORIAN TISCHER: Virtuell gesehen ist das möglich.

Was heißt virtuell?

FLORIAN TISCHER: Stromnetze sind keine Luftpoströhren, wo du jemandem mal ein paar Elektronen nach Hause schickst, die der Empfänger aus der Steckdose nimmt. Aber du könntest theoretisch (!) mit deinem selbst erzeugten Strom, den du nicht für den Eigenbedarf nutzt oder ins öffentliche Stromnetz einspeist, bei Energieversorgern ein Guthaben schaffen. Und dieses Guthaben kannst du dann jemandem zuweisen. Ich denke da zum Beispiel an Freund:innen oder Verwandte, die in einer Großstadt studieren, wo Mieten und Lebenshaltungskosten ohnehin schon viel vom Haushaltsbudget schlucken. Über dein Guthaben könntest du so einen Teil deines selbst erzeugten Stroms abgeben.

Also könntest du mir ein Stromguthaben mit deinem selbstgemachten Strom schenken. Wie komme ich an den Strom?

FLORIAN TISCHER: Die Voraussetzung wäre, dass du beim gleichen Energieversorger bist wie der:die Empfänger:in. Denn irgendjemand muss dein Guthaben ja verwalten. Weil du den Strom nicht real an einen bestimmten Haushalt verschicken kannst, trittst du die Einspeisevergütung für deinen selbsterzeugten Strom an deinen Stromversorger ab. Die Vergütung behält der Stromversorger nicht für sich. Es ist dein virtuelles Stromguthaben, das du anderen Leuten zur Verfügung stellen kannst. Vergleichbar mit einer Handykarte, die du auflädst, und mit der auch andere telefonieren können. Konkret wird der monatliche Abschlag des:r Empfänger:in mit der Menge des Guthabens, das du verschenken möchtest, nach unten gerechnet. (Anmerkung der Redaktion: Dies ist theoretisch möglich, aber kein (!) Angebot von Polarstern.)

Kann man wirklich noch von Strom teilen sprechen, wenn das Teilen letztlich doch nur auf dem Papier stattfindet?

FLORIAN TISCHER: Bei einer Geldüberweisung bist du ja auch nicht enttäuscht, wenn der Postbote nicht mit einem Geldumschlag vor der Tür steht.

Stimmt. Wie könnte sich eine Community von privaten Stromerzeugern vernetzen?

FLORIAN TISCHER: Theoretisch könnten sich viele Erzeuger zwar nicht real, aber in einer Cloud so vernetzen, dass sie sich selbst mit ihrem gespeicherten Strom autark versorgen könnte. In Neubausiedlungen, in denen die einzelnen Gebäude mit PV und Speicher ausgerüstet sind, gibt es bereits vernetzte Energiekonzepte. Mit gewissen Restriktionen kann zwischen den Gebäuden Strom ausgetauscht werden. Dadurch können sich einzelne Gebäude den teuren Strom aus dem Netz bei Stromknappheit sparen. Echte Physik quasi. Auch in anderen Bereichen wird das Teilen von Strom eigentlich längst praktiziert.

Zum Beispiel?

FLORIAN TISCHER: Bei Polarstern setzen wir ja seit Jahren Mieterstromodelle um. Da nutzen viele Haushalte von Mehrparteiengebäuden den Ökostrom, der direkt auf dem Dach mit Photovoltaikanlagen oder im Keller mit Blockheizkraftwerken erzeugt wird. Diese Projekte sind wichtig, weil sie eine Lösung für die dezentrale Energiewende in Städten und Ballungsräumen darstellen. Der Strom wird nicht nur für den Haushalt genutzt, sondern kann genauso für E-Ladestellen und Wärmepumpen bereitgestellt werden. So bringen wir die Energiewende gleich in drei Sektoren – Stromverbrauch, Wärmeversorgung und Verkehr – zusammen. Auch Energiegenossenschaften sind eine Form des Teilgedankens. Da schließen sich Bürger zusammen, um gemeinsam in Erneuerbare-Energien-Anlagen zu investieren. Sie erhalten dadurch eigenen Ökostrom und eine kleine Rendite. Mieterstrommodelle, Communitys und Genossenschaften sind wirklich wichtige Treiber der Energiewende, denn sie legen die Energieversorgung in die Hände der Verbraucher.

Menschen mit eigenem Haus haben es schon in der Hand. Wie unabhängig wird man denn mit einer Photovoltaikanlage und einem Speicher?

FLORIAN TISCHER: Pauschal gesagt ist es immer besser, möglichst viel eigenen Solarstrom zu nutzen, anstatt ihn zu teilen oder allgemein ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen. Denn je höher die Autarkie ist, d. h. je weniger Strom man selbst aus dem öffentlichen Netz zieht, umso wirtschaftlicher ist das alles. Im Schnitt erreichen Privathaushalte mit PV und Speicher Autarkiewerte von ca. 60 %. Selbst an Herbsttagen sind noch 70 % drin. Die Familien müssen dann nur noch eine kleine Menge an Ökostrom hinzubestellen. Mit dem Eigenstrom-Tarif von Polarstern erhält ein Haushalt den restlichen Ökostrom, komplett verbrauchsabhängig abgerechnet.

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Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail: michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.