Kohleausstieg: Was du jetzt darüber wissen musst.

31 Länder – darunter Deutschland – wollen aus der Kohle raus. Warum gerade Deutschland vorausgehen sollte, wie wir den Kohleausstieg schaffen und wie du mithilfst, haben wir zusammengefasst.

von Michael. - Lesezeit: 6 Minuten

Warum die Welt aus der Kohlekraft aussteigen muss.

Kohlestrom schadet dem Klima.

Manchmal sieht man sie in einer dieser Sendungen über die krassesten Maschinen der Welt: die F60. Sie gilt als größte bewegliche Maschine überhaupt und kommt als Förderbrücke im Braunkohletagebau zum Einsatz. 500 Meter lang, 80 Meter hoch und 240 Meter breit. Im Fernsehen ist das irgendwie geil. In echt ist die Maschine Sinnbild für alle schlechten Superlative, die mit der Förderung und Verbrennung von Kohle einhergehen.

Denn unter den fossilen Brennstoffen verursacht Kohle das meiste CO2. Von den weltweit 37 Milliarden Tonnen CO2, die die fossilen Brennstoffe laut Bundesumweltministerium 2019 verursachten, gingen nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur IEA 10 Milliarden auf die Kappe der Kohlekraftwerke. Wenn die Durchschnittstemperatur auf der Erde nicht weiter als 1,5 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen soll, muss die Ära der Kohleverstromung laut einer Analyse des Weltklimarats IPCC bis 2050 zu Ende sein.

Kohlestrom schadet der Umwelt.

Der Klimawandel ist das große Bild. Zoomt man in die Regionen rund um die Kohlekraftwerke rein, offenbaren sich noch andere Dramen. Zum Beispiel der gigantische Flächenverbrauch, den der Kohletageabbau mit sich bringt. Allein 2017 fielen laut Umweltbundesamt jeden Tag 2,1 Hektar dem Braunkohletagebau zum Opfer. Aufs Jahr gerechnet also mehr als siebeneinhalb Millionen Quadratmeter. In der Niederrheinischen Bucht mussten seit den 50er Jahren laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rund 40.000 Menschen umgesiedelt werden. Bundesweit sind es nach einem Bericht der Deutschen Welle 120.000 Menschen gewesen. Durch den geplanten Kohlestopp wächst in den Ortschaften der Braunkohlegebiete auch die Hoffnung, dass ihre Dörfer vorm Bagger verschont bleiben. Auch die Wasserqualität würde sich verbessern. Denn um an die Kohle zu kommen, muss man außerdem bis zu 450 Meter graben und dabei das Grundwasser abpumpen. Zusammen mit Schadstoffen, die bei der Kohleförderung freigesetzt werden, wird das Grundwasser in die Flüsse geleitet. Zum Beispiel Sulfat. Nach dem Naturschutzbund NABU verseuchen wir damit nicht nur unsere eigene Trinkwasserversorgung.

Kohlestrom schadet der Gesundheit.

Kohle gefährdet auch die Gesundheit. Weg vom Fenster, hieß es, wenn ehemalige Bergbauarbeiter an Lungenkrankheiten starben. Dabei muss man noch nicht einmal in der Branche arbeiten, um von Kohle krank zu werden. Die europäischen Kohlekraftwerke mögen heute sauberer sein als anno dazumal, aber sie blasen immer noch genügend Schadstoffe wie Schwefeldioxid, Ruß und Feinstaub aus, um das Risiko für Krebs, Schlaganfälle oder Herzerkrankungen drastisch zu erhöhen. Einer Untersuchung der Uni Stuttgart im Auftrag von Greenpeace zufolge, sterben jährlich etwa 22.000 Europäer an den Folgen der Emissionen der 300 größten Kohlekraftwerke.

Warum Deutschland beim Kohleausstieg vorausgehen sollte.

Deutschland hat beim Ausstieg eine besondere Verantwortung. Denn in keinem anderen Land auf der Welt wird mehr Braunkohle gefördert als bei uns. Auf Platz 2 und 3 folgen China und Russland. Im internationalen Ranking der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß lag Deutschland 2017 laut Emissions Database for Global Atmospheric Research der EU sogar auf Platz 7.

Wann die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.

Aktuell haben 31 Länder – neben Deutschland zum Beispiel auch Kanada, Großbritannien, Frankreich und Italien –den Kohleausstieg beschlossen. Bis 2038 will Deutschland 30 Kohlekraftwerke abschalten. So sieht es das frisch verabschiedete Gesetz zum Kohleausstieg vor. Acht Braunkohlekraftwerke des Energieversorgers RWE sollen schon bis Ende 2022 vom Netz, wie der SPIEGEL berichtet. Das erste bereits zum 31.12.2020. Bis 2038 werden alle Braunkohlekraftwerke nacheinander abgeschaltet. Nach einer Berechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bedeutet der Termin zusätzliche CO2-Emissionen von 134 Millionen Tonnen bis 2040.

Andere Länder sind beim Ausstieg schneller. Großbritannien, Irland, Österreich und Italien wollen ihre letzten Kohlekraftwerke 2025 vom Netz nehmen, Frankreich sogar schon 2021. Berücksichtigen muss man dabei, dass sich Länder wie Frankreich oder Großbritannien hauptsächlich mit Atomstrom versorgen. Deutschland vollzieht den Atom- und Kohleausstieg gleichzeitig.

Bei der Steinkohle läuft der Fahrplan übrigens ein bisschen anders. Betreiber von Steinkohlekraftwerken können sich bis 2027 für eine Entschädigung bewerben. Der Deal: Wer früher abschaltet, bekommt mehr. 2020 wird es 165.000 Euro Entschädigung pro Megawatt abgeschalteter Leistung geben, 2026 dann nur noch 49.000 Euro und ab 2027 wird es keine Entschädigungen mehr geben. Dann wird einfach abgeschaltet.

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Wie der Kohleausstieg weltweit vorankommt.

Aktuell ist die Kohleverstromung auf dem Rückzug, aber noch lange nicht vom Tisch. In Deutschland ging der Anteil des Stroms, der mit Steinkohle erzeugt wird, laut Bundesumweltministerium zwischen 1990 und 2018 um 41,1 % zurück. Der Strom aus Braunkohle jedoch nur um 14,6 %.

Weltweit gesehen ist das Bild ambivalent. Laut der Coal-Exit-List, die jährlich von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald gemeinsam mit 28 weiteren NGOs veröffentlicht wird, waren 2018 weltweit 1.380 neue Kohlekraftwerke in Planung.

Aber es ist eine sinkende Tendenz. Einer Studie von Greenpeace, Global Energy Monitor und dem Sierra Club zufolge lag 2018 der Baubeginn für neue Kohlekraftwerke 39 % niedriger als 2017. Auch gingen etwa 20 % weniger neue Kohlekraftwerke ans Netz. Abgeschaltet wurde insgesamt eine Kapazität von 31 Gigawatt. Vor allem in den USA und China gingen viele Kraftwerke vom Netz, obwohl beide Länder wichtige Geldgeber bei der Finanzierung neuer Kohlekraftwerke sind. Laut der Studie sind jedoch auch die Investments in die Kohle weltweit etwas rückläufig.

Die größten Herausforderungen des Kohleausstiegs.

Der Kohleausstieg ist eine gesellschaftliche Veränderung, die organisiert werden will. Die größten Herausforderungen betreffen die sichere Versorgung des Landes mit Strom und die Frage, wie der strukturelle Wandel im Lausitzer-, mitteldeutschen- und rheinischen Revier vollzogen werden soll. Laut einem SPIEGEL-Bericht sollen die Kohleregionen rund 40 Milliarden Euro erhalten, um den Strukturwandel zu organisieren. Betroffene Arbeitnehmer werden mit 4,8 Milliarden Euro unterstützt und die Betreiber von Braunkohlekraftwerken und Tagebauen mit 4,35 Milliarden Euro entschädigt.

Mitglieder der Kohlekommission, die 2018 ins Leben gerufen wurde, um einen Termin für den Ausstieg zu setzen und Lösungen für den Strukturwandel in den betroffenen Regionen zu finden, sehen in dem Gesetzentwurf aber weder das Klima noch die betroffenen Menschen in den Kohleregionen ausreichend geschützt. Die Abschaltung der Braunkohlekraftwerke erfolge viel zu spät. Kritisiert wird ebenso die Höhe der geplanten Entschädigungssummen für die Kraftwerksbetreiber. Und dass die Bundesregierung an der Inbetriebnahme des neuen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen festgehalten hat. Es ging am 20. Mai 2020 ans Netz. Experten gehen davon aus, dass Datteln über seine Laufzeit 10 bis 13 Millionen Tonnen CO2 emittieren wird.

Wie sich der Kohleausstieg auf den Strompreis auswirken wird.

Eine wichtige Frage ist außerdem, wie sich der Strompreis aufgrund des Kohleausstiegs entwickeln wird. Eine Analyse der Unternehmensberatung Oliver Wyman ergab, dass die Strompreise bis 2022 um mehr als 60 % steigen könnten. Ebenso könnten die Preise abrupt steigen und fallen, weil die Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien wetterabhängig ist. Der Gesetzentwurf sieht deshalb auch vor, Verbraucher ab 2023 finanziell zu entlasten, sollten die Strompreise aufgrund des Wandels zu stark steigen. Dazu will der Bund Netzentgelte bezuschussen und hat seit 01.07.2022 die EEG-Umlage entfallen lassen.

Steigende Preise und der strukturelle Wandel werden die Akzeptanz der Energiewende bei viele Menschen auf die Probe stellen. Außerdem steigt der Stromverbrauch im Moment so stark, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien nur schwer Schritt halten kann. Das Energiewirtschaftliche Institut der Uni Köln (EWI) prognostiziert, dass der Stromverbrauch bis 2030 um 26 % zunehmen wird. Deutschland aber bei der jetzigen Ausbaurate nur 46 % seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien decken wird. Denn wo fossile Energien verschwinden, muss es mehr erneuerbare Energien geben. Angesichts neuer strombasierter Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos muss der Ausbau schneller erfolgen als bisher.

Wie du mit Polarstern die Energiewende förderst

Wie du den Kohleausstieg aktiv mitgestaltest.

Wechsle zu Wirklich Ökostrom.

Den Kohleausstieg kannst du aktiv mitgestalten. Am einfachsten mit deinem Wechsel zu Ökostrom. Der Wechsel ist immer ein Signal an den Markt, den Ausbau von erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Entscheidend ist, dass deine Wahl auf einen unabhängigen Ökoenergieversorger fällt. Diese sind nicht ins Kohlegeschäft verwickelt – weder in Deutschland noch in anderen Staaten. Und sie fördern den Ausbau der erneuerbaren Energien freiwillig etwas mehr. Bei Polarstern etwa investieren wir für jede Kilowattstunde Wirklich Ökostrom, die du verbrauchst 1 Cent in den Ausbau von erneuerbaren Energien. Und jeder Wechsel ermöglicht Familien in Kambodscha und Mali den Bau einer eigenen Biogasanlage. So erfolgt der Umstieg zu sauberer Energie immer an mehreren Orten auf der Welt gleichzeitig. Und dein CO2 für deinen Stromverbrauch wirst du selbstverständlich auch los. Mit dem Wechsel zu Wirklich Ökostrom und Wirklich Ökogas kannst du deinen CO2-Fußabdruck um bis zu einem Fünftel senken.

Mit unserem Tarifrechner berechnest du nicht nur deinen Preis, sondern auch wie viel CO2 du mit deinem Wechsel im Jahr sparst.

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Wechsle zu einer nachhaltigen Bank.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist, dass du deine Bank unter die Lupe nimmst. Denn für den Ausbau der Kohlekraft vergeben Banken immer noch Milliardenkredite. Laut urgewald haben internationale Geldhäuser seit 2017 Kredite im Wert von 159 Milliarden US-Dollar für den Bau neuer Kohlekraftwerke vergeben. Europäische Banken waren mit 26 % daran beteiligt. Teilweise verhalten sich die Banken widersprüchlich. Laut dem Portal energiezukunft war Santander einer der Hauptsponsoren des UN-Klimagipfels in Madrid, vergab aber in den letzten beiden Jahren Firmenkredite von 665 Millionen US-Dollar für den Bau neuer Kohlekraftwerke in Polen. Wechsle zu einer nachhaltigen Bank, die die Finger von der Kohle lässt.

Kauf klima- und menschenfreundlich.

Ebenso kannst du Firmen meiden, die mit der Kohleindustrie verzahnt sind. Die Global Coal Exit List ist eine Database, die Unternehmen zeigt, die immer noch die Kohlekraft unterstützen. Die Liste richtet sich vor allem an Finanzinstitute, die wissen sollen, in was sie da eigentlich investieren, ist aber für Privatmenschen genauso interessant. Denn klar ist, dass zum Klimaschutz ein Umdenken in der Wirtschaft gehört. Als Konsument kann man sich jetzt schon für Unternehmen entscheiden, die nicht auf Kosten von Umwelt und Klima wirtschaften, sondern mit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit einen sozialen und ökologischen Mehrwert schaffen. Polarstern ist so ein Unternehmen. Und auf der folgenden Landkarte findest du deutschlandweit Social Businesses, die genauso ticken.

Zur Social-Business-Landkarte
Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail: michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.