Diese Siegel erleichtern deine Suche nach gutem Ökostrom.
von Michael. - Lesezeit: 5 Minuten
..Meistens können wir ganz gut einschätzen, ob ein Produkt hochwertig, mittelmäßig oder der letzte Schrott ist. Zum Beispiel am Geschmack oder Material. Aber Ökostrom? Keine Ahnung. Worin unterscheiden sich die über 1.100 Öko-Tarife, außer vielleicht beim Preis?
Nun, man muss sich eben überlegen, warum man überhaupt Ökostrom bestellen wollte. Um die Energiewende zu fördern und das Klima zu schützen, richtig? Oder um die fossilen Energien wie Kohle und Gas vom Markt zu drängen, stimmt`s? Stimmt. Nur geht das mit manchen Ökostrom-Tarifen besser, mit anderen weniger und einigen eigentlich gar nicht. Manche Ökostrom-Tarife haben so viel Öko in sich wie Mon Cheries Kirschen aus Piemont.
Hüte dich vor diesen Ökostrom-Tarifen.
Bei vielen Anbietern ist der Ökostrom oftmals nur ein Angebot unter vielen. Wenn du jetzt Ökostrom von einem Unternehmen bestellst, das gleichzeitig in fossile Energieträger investiert, ist das in etwa so, als ob du vegane Würstel vom Fleischkonzern kaufst. Du stellst zwar deine Gewohnheiten um, unterstützt aber indirekt immer noch den Massentierhaltungsbetrieb. Das gleiche Problem stellt sich, wenn man bei einem Ökostromanbieter landet, der ein Tochterunternehmen eines Energiekonzerns ist, der sein Geschäft mit fossiler Energie verdient.
Wie Graustrom als Ökostrom vermarktet wird.
Auch ist bei den meisten Tarifen die Herkunft völlig unklar. Meistens kaufen Stromversorger einfach Graustrom von der Strombörse und vermarkten diesen als Ökostrom, indem sie Herkunftsnachweise für Ökostrom kaufen. Die Sache ist im Markt üblich, sie zieht aber kaum den Bau von neuen Ökostrom-Erzeugungsanlagen nach sich. Denn wenn man Strom einfach über Herkunftsnachweise als Ökostrom verkaufen kann, sinkt für Anbieter der Druck in eigene neue Erzeugungsanlagen zu investieren. Zumal Herkunftsnachweise sehr günstig zu haben sind.
Das, nur das ist guter Ökostrom.
Guter Ökostrom muss drei Kriterien erfüllen: erstens 100 % erneuerbare Erzeugung, zweitens Zusätzlichkeit und drittens Unabhängigkeit. Bedeutet: Als Kund:in solltest du wissen, wo dein Stromversorger seinen Ökostrom erzeugen lässt – und das immer zu 100 % aus erneuerbaren Energien. Dein Tarif sollte außerdem den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern. Zum Beispiel indem dein Anbieter einen festen Betrag für jede von dir genutzte Kilowattstunde in den Energiewende-Ausbau investiert. Und schließlich sollte dein Anbieter nicht an Kohle- oder Atomkraftwerken beteiligt sein oder zu einem Konzern gehören, der es ist. Sonst förderst du mit deiner Ökostrom-Rechnung doch wieder nur die konventionelle Energie.
Hol dir das gute Zeug: Wirklich Ökostrom.
Diese Siegel kennzeichnen guten Ökostrom.
Ökostrom, der die Kriterien erneuerbare Erzeugung, Zusätzlichkeit und Unabhängigkeit erfüllt, erkennst du an den Siegeln Grüner Strom-Label und ok Power. Es sind die Siegel, die vom Umweltbundesamt und von den Verbraucherzentralen empfohlen werden. Hinter den Labels stehen vertrauenswürdige Institutionen. Das Grüner Strom-Label wird unter anderem getragen vom Naturschutzbund (NABU), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Das ok-power-siegel wird wiederum getragen vom Verein EnergieVision e.V., zu dem etwa das Öko-Institut gehört.
Die Institutionen selbst vergeben die Siegel nicht, Stromversorger müssen den Zertifizierungsprozess selbst initiieren. Der Vorteil dieser Siegel gegenüber so manchem Award, zum Beispiel von bekannten Zeitschriften, besteht auch darin, dass der Zertifizierungsprozess regelmäßig wiederholt werden muss. Mit einem abgelaufenen Award kann man sich vielleicht noch schmücken. Ein abgelaufenes Zertifikat kann nicht mehr genutzt werden.
Das zertifizieren Grüner Strom-Label und ok power.
Energiequellen | Zusätzlichkeit | Beteiligungen | |
---|---|---|---|
Grüner Strom-Label | Zu 100 % aus erneuerbarer Energie | Für Privatkund:innen mindestens 0,5 Cent in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bei Gewerbekund:innen 0,1 bis 0,4 Cent. | Ab 1.1.2027 keine Verflechtungen zu Kohle- und Atomindustrie. |
ok power | Zu 100 % aus erneuerbarer Energie. | Mindestens 0,3 Cent pro Kilowattstunde in Energiewende-Projekte. Oder: Mindestens 33 % des Ökostroms muss aus Neuanlagen kommen / 50 % aus Anlagen, die der Anbieter initiiert hat oder betreibt. | Keine „wesentlichen“ Beteiligungen an Kohle- oder Atomkraftwerken. |
Das Grüner Strom-Label.
Beim Grüner Strom-Label liegt der Mindestbetrag, der pro Kilowattstunde in den Ausbau fließen muss, bei Privatkund:innen bei 0,5 Cent, wobei viele Anbieter auch mehr investieren. Bei Gewerbekund:innen liegt der Förderbeitrag mit mindestens 0,1 Cent bis 0,4 Cent pro Kilowattstunde wesentlich niedriger. Das kann ganz schön was zusammenkommen. Nach Angaben des Grüner Strom-Labels kamen von 1998 bis heute durch die Förderungen über 90 Millionen Euro zusammen, mit denen mehr als 1.800 Energiewende-Projekte gefördert wurden. Neben neuen Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien werden zum Beispiel auch Energieeffizienzprojekte oder intelligente Netze gefördert.
Keine Beteiligung an Kohle- oder Atomkraftwerken – allerdings erst später.
Nur Tarife von Anbietern, die die zum 01.01.2027 keine Beteiligungen an Atom- oder Kohlekraftwerken halten, können das Label erhalten. Das Kriterium Unabhängigkeit verhindert, dass Stromkund:innen mit der Wahl eines Ökostrom-Tarifs nicht indirekt fossile Energie unterstützen.
Das ok-power-Gütesiegel.
Beim ok-power-Gütesiegel müssen Ökostromtarife bestimmte Wahlpflichtkriterien erfüllen. Ein Tarif muss innovative Energiewende-Projekte oder neue Ökostrom-Erzeugungsanlagen fördern. Bei der Förderung von innovativen Projekten müssen Stromversorger mindestens 0,3 Cent pro verkaufter Kilowattstunde an die Kund:innen investieren. Ein anderer Weg, um das Siegel zu erhalten ist die Förderung von Neuanlagen. Dazu müssen Anbieter, mindestens 33 % der an die Kund:innen gelieferten Menge aus Neuanlagen beschaffen. Oder 50 % aus Anlagen, die der Anbieter initiiert hat oder selbst betreibt. Auch beim ok power-Gütesiegel dürfen Stromanbieter keine Beteiligungen an Atom- oder Kohlekraftwerken halten.
Vorsicht: Tarif ist öko, der Anbieter nicht so.
Das Grüner Strom Label zertifiziert nur Tarife, nicht Anbieter. Das heißt, ein Anbieter kann guten, zertifizierten Ökostrom anbieten – aber auch jede Menge Tarife aus fossilen Quellen. Anbieter, die ihre komplette Absatzmenge zertifiziert haben, können sich mit dem Siegel ok-power-plus zertifizieren lassen. Es lohnt sich also immer ein Blick aufs gesamte Unternehmen. Unternehmen, die nicht nur ökologische Produkte anbieten, sondern insgesamt an sich arbeiten, gemeinwohlorientiert zu wirtschaften, erkennst du an den Siegeln B Corp und Gemeinwohl-Ökonomie. Polarstern hat beide Unternehmenssiegel.
TÜV Nord.
Neben ok-power und Grüner Strom-Label gibt es noch weitere Siegel. Erwähnenswert ist die Zertifizierung „Geprüfter Ökostrom“ durch den TÜV Nord. Tarife, die mit dem Prüfzeichen versehen sind, stammen zu 100 % aus erneuerbaren Energien und fördern den Energiewende-Ausbau. Beim TÜV-Nord-Zertifikat müssen übrigens auch die „Werbemittel […] einer Überprüfung auf Wahrhaftigkeit standhalten.“ Der TÜV Nord ist ebenso wichtig als Kontrollinstanz. Denn der TÜV prüft am Ende noch einmal nach, ob ein Tarif auch wirklich CO2-Emissionen verhindert und auch wirklich in den Bau neuer Ökostrom-Erzeugungsanlagen investiert wird.
Extraförderung: Wichtig wie nie.
Die freiwillige Energiewende-Förderung durch Energieversorger ist für den Erfolg der Energiewende von hoher Bedeutung. Gerade jetzt. Denn im Sommer 2022 wurde die EEG-Umlage abgeschafft, mit der bis dahin alle Verbraucher:innen in Deutschland den Ausbau der erneuerbaren Energien förderten – egal ob sie nun Ökostrom bezogen oder nicht. Daneben hat die Energiepreiskrise eben nicht dazu geführt, dass sich die Staaten voll und ganz auf den Energiewende-Ausbau konzentrieren, sondern sich im Gegenteil nach neuen fossilen Quellen umsehen. Da müssen wir die Energiewende unterstützen, wo wir können. Leider sind Ökostromtarife, die mit einem Qualitätssiegel zertifiziert sind, massiv in der Unterzahl. 2022 boten nur 7 % der Stromanbieter in Deutschland Ökostromtarife mit einem Qualitätssiegel wie dem Grüner Strom-Label oder dem ok-power-Siegel an.
Zertifizierten Ökostrom finden.
Vergleichsportale sind verständlicherweise die erste Anlaufstelle, um einen passenden Tarif zu finden, doch setzen die Portale meistens die Priorität: das Günstigste zuerst. Aber das Günstigste ist nicht gleich gut und schon gar nicht das Beste. Bei den großen Vergleichsportalen kann man zwar nach Ökostrom-Tarifen filtern, auf den ersten Rängen erscheinen in der Regel aber nur Angebote genau jener Konzerne, die ihr Geschäft mit Kohle- und Atomstrom machen.
Tipp: Geh gleich zum richtigen Portal.
Wenn du einen Tarif mit einem Grüner Strom-Label oder ok-power-Gütesiegel suchst, findest du sie auf deren Websites. Beide Siegel bieten eigene Vergleichsportale, wo du direkt zertifizierte Angebote findest und ihre Energiewende-Förderkomponenten miteinander vergleichen kannst. Hilfreich ist, dass ok power zuerst die Anbieter listet, die mit dem ok-power-Plus-Siegel zertifiziert sind. Das bedeutet, dass nicht einzelne Tarife, sondern die gesamte Absatzmenge zertifiziert ist. Im Filter der Tarifrechners von Grüner Strom-Label kann man sich untere anderem nur reine Ökostromanbieter anzeigen lassen.
Diese Ökostrom-Bestenlisten musst du kennen.
Ökostrom-Vergleich von Öko-Test.
Es lohnt sich, auch nach Ökostrom-Empfehlungen von renommierten Institutionen Ausschau halten. So nimmt etwa Öko-Test regelmäßig Ökostrom unter die Lupe. Für Öko-Test ist entscheidend, was die Siegel zertifizieren, sprich: Ob sie zum Ausbau der Energiewende beitragen. Auch 2022 wurde Wirklich Ökostrom von Polarstern für dieses Kriterium empfohlen. 2023 gab es keinen Ökostrom-Test.
Ökostrom-Report von Robin Wood.
Besonders hilfreich ist der Ökostrom-Report von Robin Wood. Dort werden nur zehn Ökostromanbieter empfohlen, die unabhängig sind und in den Energiewende-Ausbau investieren. Polarstern ist natürlich auch dabei. In dem Report erfährst du auch, aus welchen erneuerbaren Quellen die Anbieter ihren Strom produzieren lassen. Eine weitere Anlaufstelle, um guten Ökostrom zu finden, ist die Ökostrom-Bestenliste von Utopia.
Wirklich Ökostrom von Polarstern.
Und wie sieht’s bei Polarstern aus? Wir selbst – also unser Wirklich Ökostrom ist mit dem Grüner Strom-Label zertifiziert. Das Siegel kennzeichnet die Erzeugung von Wirklich Ökostrom aus 100 % deutscher Wasserkraft, unsere Unabhängigkeit von Atom- und Kohlekonzernen und unsere zusätzliche Energiewendeförderung. So investieren wir für jede Kilowattstunde Wirklich Ökostrom, die unsere Kund:innen verbrauchen, 1 Cent in neue Energiewendeprojekte in Deutschland. Darüber hinaus initiiert jede Bestellung bei Polarstern den Bau von Biogasanlagen in Kambodscha und Solarparks in Madagaskar. Der Klimawandel ist eine weltweite Krise, deshalb kann sie auch nur mit globalen Ansätzen gelöst werden. Für die gleichen Kriterien wird Wirklich Ökostrom von Robin Wood, Öko-Test und Utopia empfohlen. Übrigens sind bei uns nicht nur die Produkte zertifiziert. Inzwischen sind wir auch zertifiziert von der Gemeinwohl-Ökonomie und von B Corp. Die Zertifikate bedeuten, dass wir uns als Unternehmen insgesamt nachhaltiger aufstellen. Wir setzen uns immer neue Ziele, gemeinwohlorientiet zu wirtschaften.
Jetzt Tarif berechnenWas du mit deiner Ökostrombestellung bewirkst.
Ein gängiges Argument gegen Ökostrom ist, dass der Einzelne kaum was gegen die Klimakrise ausrichten kann, wenn doch nur die Politik und die Wirtschaft die großen Weichen stellen können. Doch das stimmt so nicht, man kann etwas ausrichten. Denn Politik und Wirtschaft orientieren sich an Stimmungsbildern und am Markt sowieso. Käme die Klimaschutzpolitik wirklich voran, wenn es der Bevölkerung egal wäre? Darauf sollte man sich nicht verlassen.
Und deshalb bleibt die Entscheidung für echten Ökostrom wesentlich. Es ist ein ganz wichtiges Signal an den Markt. Und ein persönlicher Erfolg. Denn mit keiner anderen privaten Maßnahme setzt man dem Klimawandel so effektiv etwas entgegen wie mit dem Wechsel zu Ökoenergie. Allein der CO2-Fußabdruck kann sich in der Kombination mit dem Bezug von Ökogas um ein Viertel reduzieren. Hol dir kleine Füße!