
Ökostrom: Warum du auf Siegel achten solltest.

Die EEG-Umlage ist Geschichte. Wer jetzt die Energiewende mit seinem Strombezug unterstützen will, muss also einen Tarif finden, der den Ausbau der erneuerbaren Energien nachweislich fördert. Man erkennt diese Tarife auch an Ökostrom-Gütesiegeln. Wir verraten, was die Label aussagen, welche gut sind – und wo man Tarife mit Siegel findet.
von Michael. - Lesezeit: 4 Minuten
Inhalt:
Warum Ökostrom-Siegel notwendig sind.
Meistens können wir ganz gut einschätzen, ob ein Produkt hochwertig, mittelmäßig oder der letzte Schrott ist. Zum Beispiel an seinem Geschmack, am Material oder seiner Einsatzfähigkeit. Bei der Beurteilung von Ökostrom sind unsere Sinne völlig irrelevant. Und worin sollten sich die Angebote schon unterscheiden außer beim Preis? Ökostrom ist Strom aus erneuerbaren Energien, weiß jeder. Aber was nicht jeder weiß, ist, dass man in bester Absicht Ökostrom bestellen kann – und trotzdem keine erneuerbare Energie bekommt. Sondern Kohlestrom. Aber wie ist das möglich?
Das ist möglich, weil Ökostrom ein weit gefasster Begriff ist. So gibt es echte Ökostromprodukte aus 100 % erneuerbaren Energien, es gibt aber auch Mischtarife aus beidem: fossilen und erneuerbaren Energien. Und es gibt Tarife, die sind komplett schwarz.
CO2-Kompensation durch RECS-Zertifikate.
So kann ein Energieversorger, der hauptsächlich Kohlestrom im Portfolio hat, nach dem Renewable Energy Certificate System (RECS) seinen Kohlestrom als Ökostrom verkaufen, wenn er für diese Menge einem Ökostromproduzenten Zertifikate abgekauft hat. Schwarzer Strom kriegt auf diese Weise ein grünes Etikett. Bis vor Kurzem sahen Tarife auch über die gesetzlich vorgeschriebene Stromkennzeichnung oft grüner aus, als sie waren. Denn jeder Stromanbieter musste auch den Anteil von über die EEG-Umlage geförderten Ökostrom ausweisen – obwohl er diesen gar nicht für seine Kund:innen beschafft hatte. Die Energiewende wurde so aber nicht gefördert. Inzwischen wurde die EEG-Umlage abgeschafft.
Auf was es bei grünem Strom ankommt.
Das Entscheidende an deiner Ökostrombestellung ist, dass dein Energieversorger deine nachgefragte Menge auch produziert – oder produzieren lässt. Erst so kommt mehr erneuerbare Energie in den Markt. Beim Zertifikatehandel oder der Kompensierung durch Aufforstung hat der Anbieter aber gar nichts produziert. Er hat lediglich einem anderen Energieversorger einen Nachweis abgekauft, den der vielleicht schon seit einer Ewigkeit in der Schublade liegen hatte. Und deshalb sind Ökostrom-Gütesiegel so wichtig.
Hier wird Wirklich Ökostrom produziertWas zertifizieren Ökostrom-Siegel genau?
Die meisten Stromsiegel kennzeichnen Ökostromprodukte aus 100 % erneuerbarer Energie, sie zertifizieren den Energiewende-Nutzen des Produkts oder eine Nichtbeteiligung von Atom- und Kohlekraftwerken. Allerdings gibt es auch unter Stromsiegeln unterschiedlich hohe Mindestanforderungen. Die Gütesiegel, die zum Beispiel vom Umweltbundesamt oder der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfohlen werden, heißen:
Nur Ökostromprodukte, die zu 100 % aus erneuerbaren Energien erzeugt werden und zum Energiewende-Ausbau beitragen, können mit einem der Labels zertifiziert werden. Dennoch gibt es bei den Labels kleine Unterschiede.
Das Grüner Strom-Label.
Beim Grüner Stromlabel liegt der Mindestbetrag, der pro Kilowattstunde in den Ausbau fließen muss, bei 0,5 Cent. Nach Angaben das Labels kamen von 1998 bis 2018 rund 55 Millionen Euro für mehr als 1.350 Energiewendeprojekte zusammen. Nur Anbieter, die die zum 1.1.2027 keine Beteiligungen an Atom- oder Kohlekraftwerken halten, können das Label erhalten. Diese Unabhängigkeit ist wichtig. Stromkund:innen gehen so sicher, dass sie nicht über eine Tochtergesellschaft einen Großkonzerns mit ihrem Ökostrom fossile Energie unterstützen. Das Grüner Strom-Label ist das Siegel der Umweltverbände, darunter NABU, Bund und Deutsche Umwelthilfe.
Das ok-power-Gütesiegel.
Beim ok-power-Gütesiegel müssen mindestens 0,3 Cent pro Kilowattstunde Ökostrom in den Energiewende-Ausbau fließen. Die Mindestanforderung ist bei diesem Label also etwas geringer. Auch beim ok power-Gütesiegel dürfen Stromanbieter keine Beteiligungen an Atom- oder Kohlekraftwerken halten. Das ok-power-Siegel wird von Öko-Institut und der Verbraucherzentrale NRW getragen.
Die Fördersätze pro verbrauchter Kilowattstunde sind für den Erfolg der Energiewende von hoher Bedeutung. Gerade jetzt. Denn im Sommer 2022 wurde die EEG-Umlage abgeschafft, mit der bis dahin alle Verbraucher:innen in Deutschland den Ausbau der erneuerbaren Energien förderten – egal ob sie nun Ökostrom bezogen oder nicht. Daneben hat die Energiepreiskrise eben nicht dazu geführt, dass sich die Staaten voll und ganz auf den Energiewende-Ausbau konzentrieren, sondern sich im Gegenteil nach neuen fossilen Quellen umsehen. Das Klima rettet man so natürlich nicht.
TÜV Nord.
Aufschluss über die Ehrlichkeit des Ökostromanbieters gibt auch eine Zertifizierung durch den TÜV Nord. Denn der prüft am Ende noch einmal nach, ob ein Tarif wirklich CO2-Emissionen verhindert und den Bau neuer Ökostrom-Erzeugungsanlagen unterstützt.
Grüner Strom-Label.
Wir selbst, das heißt unser Wirklich Ökostrom ist mit dem Grüner Strom-Label zertifiziert. Es kennzeichnet die Erzeugung von Wirklich Ökostrom aus 100 % deutscher Wasserkraft, unsere Unabhängigkeit von Atom- und Kohlekonzernen und unsere zusätzliche Energiewendeförderung. So investieren wir für jede Kilowattstunde Wirklich Ökostrom, die unsere Kunden verbrauchen, 1 Cent in neue Energiewendeprojekte in Deutschland. Darüber hinaus stößt jede Bestellung den Bau von Biogasanlagen für Familien in Kambodscha an und fördert Solarparks in Madagaskar an. Der Klimawandel ist eine weltweite Krise, deshalb kann sie auch nur mit globalen Ansätzen gelöst werden. Polarstern ist aus dem Wunsch hervorgegangen, die Energiewende weltweit voranzutreiben.

Öko-Test.
Für Öko-Test ist der Ausbau der erneuerbaren Energien ebenso das entscheidende Kriterium für eine Empfehlung. Auch 2022 wird Wirklich Ökostrom als einer von wenigen Ökostromprodukten im Markt empfohlen, der zum Energiewende-Ausbau beiträgt.
Nur wenige Ökostromangebote haben ein Siegel.
2022 liegt der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix laut Umweltbundesamt schon bei 49 %. Damit ist die Hälfte der Energiewende geschafft. Doch jetzt, wo die EEG-Umlage wegfällt, ist einmal mehr Eigeninitiative beim Ausbau durch die Stromanbieter gefragt. 2022 bieten aber nur 7 % der Stromanbieter in Deutschland Ökostromtarife mit einem Qualitätssiegel wie dem Grüner Strom-Label oder dem ok-power-Siegel an.
Wo gibt's zertifizierten Ökostrom?
Vergleichsportale sind verständlicherweise eine beliebte Anlaufstelle, um ein gutes Ökostromangebot zu finden. Aber was ist ein gutes Angebot? Da setzen die meisten Portale die Priorität: das Günstigste zuerst. Aber das Günstigste ist nicht gleich gut und schon gar nicht das Beste. Denn häufig handelt es sich um jene RECS-Tarife, die die Energiewende kaum fördern. Deshalb sollte man sich auch hier an den Gütesiegeln ok power und Grüner Strom-Label orientieren und nicht einzig am Preis.
Ein günstiger Tarif kann teuer werden.
Ohnehin kann Günstig ziemlich teuer werden. Auf einen niedrigen Einstiegspreis folgt gerne mal eine satte Erhöhung – aber dies bei einer langen Vertragslaufzeit. Auch Vorauskasse oder preiswerte Paketpreise sind keine guten Deals. Denn wer weniger verbraucht hat, als im Paket enthalten, bekommt manchmal keine Rückzahlung. Ein Vertrag ohne Mindestlaufzeit bei einem monatlichen Abschlag, der sich einzig am Verbrauch orientiert, ist nicht nur transparenter, sondern kann sich mit den richtigen Stromspartipps auch auszahlen.
Das sind die besseren Bestenlisten.
Wesentlich verlässlicher sind Bestenlisten, bei denen der Umwelt- und Klimanutzen das entscheidende Beurteilungskriterium ist. Zum Beispiel bei Öko-Test, Robin Wood, EcoTopTen oder der Bestenliste von Utopia. Dort findest du wirklich nur zertifizierte Ökostromangebote. Wirklich Ökostrom von Polarstern wird von allen Institutionen empfohlen.
Was du mit deiner Ökostrombestellung bewirkst.
Aktuell wird viel über die Rolle des Einzelnen in der Klimakrise diskutiert. Was kann man schon ausrichten, wenn nur die Politik und Wirtschaft die großen Klimaschutzweichen stellen können? Man kann etwas ausrichten. Denn Politik und Wirtschaft orientieren sich an Stimmungsbildern und am Markt sowieso. Käme die Klimaschutzpolitik wirklich voran, wenn es der Bevölkerung egal wäre? Darauf sollte man sich nicht verlassen.
Und deshalb bleibt die Entscheidung für echten Ökostrom wesentlich. Es ist ein ganz wichtiges Signal an den Markt. Und ein persönlicher Erfolg. Denn mit keiner anderen privaten Maßnahme setzt man dem Klimawandel so effektiv etwas entgegen wie mit dem Wechsel zu Ökoenergie. Allein der CO2-Fußabdruck kann sich in der Kombination mit dem Bezug von Ökogas um ein Viertel reduzieren. Hol dir kleine Füße!