Energieeffizienz: Was zu tun ist, wie viel du gewinnst.

Deutschland will die energieeffizienteste Volkswirtschaft der Welt werden. Wie du persönlich von mehr Energieeffizienz profitierst – und was du dafür tun kannst.

von Michael. - Lesezeit: 4 Minuten

Inhalt:

Wie Deutschland zur energieeffizientesten Volkswirtschaft werden will.

So viele Milliarden werden durch Energieeffizienz gespart.

Energieeffizienz der Haushalte: Da geht mehr.

Welche Faktoren Energieeffizienz beeinflussen.

Wie viel man spart? Davon hängt's ab.

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Like a german train, ist eine Phrase, die gelegentlich in US-Serien auftaucht. Hier gelten die Deutschen noch als Effizienzbolzen in allen Lebenslagen: Züge kommen auf den Minutenschlag, jede Sekunde Arbeitszeit wird genüsslich ausgekostet und gelacht wird sowieso nur im Keller. Wenn überhaupt.

Dass Vorurteile Vorurteile sind, merkt der Tourist, sobald er auf irgendeinem von Gott verlassenen Bahnhof vergebens auf den Zug wartet. Deutscher Humor. Derzeit arbeitet die Bundesregierung an einem neuen Klischee, an der Energieeffizienz, und wir sollten sie dringend bei der Umsetzung unterstützen. Nur dann schaffen wir es, unseren Energiebedarf möglichst zügig aus erneuerbaren Energien zu decken.

Wie Deutschland zur energieeffizientesten Volkswirtschaft werden will.

Der Klimaschutzplan sieht vor, Deutschland zur energieeffizientesten Volkswirtschaft der Welt zu machen. Schon bis 2030 soll der Primärenergieverbrauch um ein knappes Drittel gegenüber 2008 sinken, bis 2050 schon um die Hälfte. Unter Primärenergieverbrauch versteht man den Energiehalt aller eingesetzten Primärenergieträger eines Landes – etwa Braun- und Steinkohle, Mineralöl oder Erdgas. Die nutzbar gemachte Energie für den Haushalt, für die Industrie oder den Verkehr wird dann als Sekundär- oder Endenergie bezeichnet, also Strom, Fernwärme, Heizöl oder Kraftstoffe.

So viele Milliarden werden durch Energieeffizienz gespart.

Die Senkung des Energieverbrauchs darf man nicht als Komfortverlust oder Verzicht missverstehen. Energieeffizienz steht für das Prinzip: weniger ist mehr. Energieeffizienz sorgt für wirtschaftliches Wachstum, Exportchancen und Klimaschutz in einem, setzt Modernisierungs- und Innovationsprozesse in Gang und schafft Arbeitsplätze. Und sie spart eine Menge Geld. In Kombination mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien haben Energieeffizienzmaßnahmen allein 2015 laut Bundesumweltministerium Mehrausgaben im Wert von 16 bis 18 Milliarden Euro gespart. Auch benötigt die Wirtschaft laut AG Energiebilanzen heute rund 40 % weniger Energie, um einen Waren- oder Dienstleistungswert von 1.000 Euro zu produzieren als noch vor 30 Jahren.

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Die größte Herausforderung einer energieeffizienten Zukunft.

Eine Herausforderung auf dem Weg in eine energieeffizientere Gesellschaft ist der wachsende Energieverbrauch. Um die Energieversorgung zu dekarbonisieren, will die Bundesregierung sie bis 2050 zu 100 % mit erneuerbaren Energien decken. Eine Lücke zwischen Ökostromerzeugung und Strombedarf droht. Experten gehen von mehreren hundert Terrawattstunden aus, die uns fehlen. Terra, watt? Genau, unvorstellbar viel Strom, den wir ohne einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien und auch mehr Energieeffizienz nicht decken werden.

>>> Artikel: Woher kommt unsere Energie künftig?

Energieeffizienz in Privathaushalten: Da geht mehr.

Vor allem in privaten Haushalten werden die Potenziale hin zu mehr Energieeffizienz bislang zu wenig ausgeschöpft. Zwar hat sich die Energieeffizienz wetterbereinigt hier laut AG Energiebilanzen seit 1991 um 29 % verbessert, doch sind 1 % aufs Jahr gerechnet zu wenig. Und 2018 verschlechterte sich die Energieeffizienz in den privaten Haushalten sogar um 1,6 %. Bezogen auf die Wohnfläche erhöhte sich nämlich der Brennstoffeinsatz für die Wärmeversorgung und auch der Stromverbrauch. Man kann den Verbrauchsanstieg bis zu einem gewissen Grad auf externe Faktoren schieben, hauptsächlich liegt die Verantwortung bei einem selbst. Hier sind die wichtigsten Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, ob Effizienzpotenziale auch genutzt werden.

Welche Faktoren Energieeffizienz beeinflussen.

Wirtschaftswachstum und Konsum.

Laut Umweltbundesamt machen vor allem das Wirtschaftswachstum und ein erhöhter Konsum dem Rückgang im Stromverbrauch einen Strich durch die Rechnung. Wenn die Konjunktur blüht, ist das gut. Aber es wird mehr produziert, mehr konsumiert – und dies steigert den Energiebedarf.

Wetter.

Der Energieverbrauch in strengen Wintern ist zwangsläufig höher. Für Wärme und Warmwasser benötigen die privaten Haushalte wesentlich mehr Energie als für ihren Stromverbrauch. In den Haushalten hat das Heizen und die Warmwassernutzung einen Anteil am Energieverbrauch von rund 80 %.

Bevölkerungsstruktur.

Auch gab es in den letzten Jahren einen Trend zu mehr Haushalten, weniger Mitgliedern pro Haushalt und größere Wohnflächen, was zu einem höheren Energieverbrauch pro Kopf führt – da helfen auch höhere energetische Standards bei Neubauten und Sanierungen wenig.

Energiepreise.

Eine Studie des Energiedienstleisters Techem legt nahe, dass sinkende Heizenergiepreise zwischen 2015 und 2017 zu einem höheren Verbrauch geführt haben, weil analog die Motivation sank, sparsam mit Energie umzugehen. Günstiges wird eher verschwendet. Im Ergebnis stieg laut der Studie der Erdgas-Verbrauch in Wohngebäuden zwischen 2016 und 2019 um 5,8 %, der von Heizöl um 8,5 % und der von Fernwärme um 4,9 %.

Wie viel man spart? Davon hängt's ab.

Nutzer und Technik!

Effiziente Technik hilft, den Energieverbrauch zu senken. Das betrifft moderne Kraftwerke, die heute einen höheren Wirkungsgrad haben als früher, ebenso wie effiziente Haushaltsgeräte in privaten Haushalten oder die Informations- und Kommunikationstechnik. Laut Bundeswirtschaftsministerium ist etwa der Stromverbrauch für die IKT zwischen 2008 und 2017 um 10,6 % zurückgegangen. Ob die Effizienzpotenziale aber wirklich ausgeschöpft werden, liegt am Ende am Nutzer selbst. Egal ob es um die bewusste Handhabung von effizienter Technik geht oder der verantwortungsvolle Umgang mit Energie in energieeffizienten Gebäuden. Die Grafik zeigt, wie viel Energie die Haushalte mit einem bewussteren Umgang sparen könnten – der nächste Artikel verrät, warum so oft nichts daraus wird.

Effizienzpotenziale gibt es überall, wo Energie erzeugt und genutzt wird. Sie erstrecken sich auf die gesamte Lieferkette, von der Erzeugung, über den Transport bis zum Verbraucher. Auf die Lieferkette mag man als Verbraucher wenig Einfluss haben, auf den bewussten Umgang mit Strom, Wärme und Kraftstoffen sehr wohl.

Energieeffizienz in Gebäuden.

Die Energieeffizienzpotenziale im Gebäudebereich werden zum Beispiel bislang nicht ausreichend genutzt. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes sind derzeit rund 18 Millionen Wohngebäude und etwa 1,5 Millionen Nichtwohngebäuden in Deutschland, die vor 1977 gebaut wurden, nur teilweise oder gar nicht saniert worden. Ein verschenktes Potenzial. Denn Gebäude dieser Altersklasse, die bereits eine Modernisierung hinter sich haben, verbrauchen laut der Studie im Schnitt rund 52 % weniger Heizenergie.

Heizen.

Großes Potenzial liegt außerdem in der Heiztechnik. Laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie ist jede zweite Heizung in Deutschland älter als 20 Jahre und damit ineffizient. 12 Millionen Heizungen sind betroffen. Auch kleinere Optimierungsmaßnahmen können schon viel bringen. Ein hydraulischer Abgleich, die Entgasung von Heizwasser, der Austausch von alten Heizungspumpe und Thermostaten sparen in der Regel jeweils um die 100 Euro Heizkosten im Jahr.

Technische Geräte.

Aber auch bei verbesserter Technik und höheren energetischen Standards bleibt der bewusste Umgang mit Energie entscheidend. Für alle Bereiche, die im eigenen Einflussbereich liegen, haben wir Tipps, mit denen du Energie und Kosten sparst, und dabei mithilfst, dass wir unsere Klimaschutzziele einhalten können. Lasst uns unpünktlich sein und schlechte Witze machen. Aber lasst uns bei der Energieeffizienz das Klischee erfüllen.

Portrait von Michael.

Michael. | Team Wirklich

E‑Mail: michael@polarstern-energie.de

Michael ist ein alter Hase im Marketing-Team und schon seit 2012 dabei. Als Online-Redakteur stammen viele Texte auf unserer Seite und im Polarstern Magazin aus seiner unverwechselbaren Feder.