CO₂-Ausgleich für Flug, Kreuzfahrt und Co.: Kosten, Vor- und Nachteile sowie Tipps.

Unsere kleinen Sünden im Alltag begleichen wir oft mit faulen Kompromissen. Wer zu wenig Zeit für den Partner hat, macht das mit Geschenken wett. Wer zu wenig Sport macht, redet sich ein, dass er dafür gesund isst. Und wer dem Klima schadet, der kompensiert halt. Dass das nur eine Notlösung ist, zeigt das Beispiel der freiwilligen CO2-Kompensation gut. Kritiker:innen sprechen von einem Ablasshandel, der nur das Gewissen reinwäscht, ohne dass sich etwas verändert. Wer im Millionenmarkt der CO₂-Kompensationen mitmischt, was dich eine CO₂-Kompensation kostet und was sie wirklich bringt, das erfährst du hier.

von Ludwig. - Lesezeit: 8 Minuten

CO₂-Ausgleich: Wie die CO₂-Kompensation funktioniert.

Wer CO₂-Emissionen verursacht, kann dies mit Hilfe eines Zertifikats bei einem Dienstleister kompensieren. Dort erwirbst du in der Höhe der von dir verursachten Emissionen Zertifikate und unterstützt so Klimakompensations-Projekte. Wichtig ist, dass du genauso viele CO₂-Zertifikate kaufst wie du durch dein Verhalten, zum Beispiel deinen Flug, zuvor verursacht hast. Damit stellst du quasi dein klimaschädliches Verhalten rein bilanziell (!) betrachtet klimaneutral. Der Ort, an dem die CO₂-Emissionen verursacht werden, als auch der Ort der Kompensationsmaßnahme spielen dabei erst einmal keine Rolle. Das Klima kennt keine Landesgrenzen.

Für den Handel bzw. die Ausstellung solcher Zertifikate für Klimaschutzprojekte gibt’s wie gesagt spezielle Anbieter. Sie investieren in unterschiedliche Kompensationsprojekte. Laut dem Umweltbundesamt sind die häufigsten Projekte bei freiwilligen Kompensationen:

  • Energieprojekte, die zum Beispiel in erneuerbare Energien oder Energieeffizienz investieren,
  • Projekte aus den Bereichen Abfall und Deponiegas, Industrie und Transport, die bei der Verbesserung von Abfall- und Abwassermanagement ansetzen und den Austritt klimaschädigender Gase reduzieren,
  • Projekte zur Reduzierung oder Einbindung von CO₂, zum Beispiel in der Landwirtschaft, Wäldern und Forstwirtschaft oder für den Erhalt von CO₂-Senken wie Mooren.

CO₂-Kreislauf Erde

Genau darum geht's bei CO₂-Kompensation: Die natürlichen Kohlenstoffsenken stärken, damit diese Treibhausgase speichern.

CO₂-Kompensations-Zertifikate und -Gütesiegel.

Bei den Zertifikaten für CO2-Kompensation unterscheidet man zwei Typen, je nachdem, ob bereits erfolgte oder noch bevorstehende Emissionen kompensiert werden:

  • Ex-ante-Zertifikate beziehen sich auf künftige Emissionsreduktionen. Man kompensiert also schon, bevor Emissionen entstehen. Diese Art des Ausgleichs ist somit kritisch zu sehen.
  • Ex-post-Zertifikate beinhalten bereits erfolgte Emissionsreduktionen. Anders als bei Ex-ante-Zertifikaten ist hier das Risiko gering, dass die Emissionen falsch prognostiziert wurden, sprich sie am Ende höher sind, als du kompensiert hast.

CO₂-Qualitätsstandards mit Vor- und Nachteilen.

  • Gold Standard (GS).

    Eine der wichtigsten Zertifizierungen für Kompensationsprojekte ist der weltweite Gold Standard (GS). Auf diesen solltest du achten. Die Gold-Standard-Foundation ist eine Non-Profit Zertifizierungsorganisation, die ihren Sitz in der Schweiz hat. Diese Zertifizierung können nur Projekte erhalten, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen und gleichzeitig gut für die Umwelt vor Ort und soziale Belange der Bevölkerung sind.

  • Verified Carbon Standard (VCS).

    Weit verbreitet ist auch der Verified Carbon Standard (VCS). Die Non-Profit Organisation Verra hat das Programm für den freiwilligen Markt etabliert. 2023 gab es jedoch einen großen Skandal, so dass der Handel mit der freiwilligen Kompensation in einer Vertrauenskrise steckt.

  • Clean Development Mechanism (CDM).

    Der Clean Development Mechanism (CDM) ist ebenfalls sehr bekannt. Industriestaaten können damit Projekte zur Treibhausgasreduktion in Entwicklungsländern finanzieren und sich die Reduktion als eigene Reduktion gutschreiben lassen. Ziel des CDM ist nicht nur die Emissionsreduktionen kostengünstiger zu erzielen, sondern auch, Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Mit unserem Wirklich Ökostrom sagst du Bye-Bye zu CO2

So viel kostet es, CO₂ zu kompensieren.

Üblicherweise berechnen die verschiedenen Anbieter immer einen fixen Preis pro Tonne CO₂. So ist für dich als Verbraucher:in die Vergleichbarkeit gut gegeben. Wie bei vielem im Leben, sind aber auch die CO₂-Preise für Kompensation dynamisch und die vier großen Anbieter haben sie in den vergangenen Jahren erhöht. Wie viel du pro Anbieter zur Kompensation deiner Emissionen zahlst, schwankt.

Wir haben dir die vier bekanntesten Kompensationsanbieter aufgelistet und was du bei ihnen für eine Tonne CO₂ zahlst.

CO₂-Anbieter: So hoch ist der Preis für eine Tonne CO2.

AtmosfairPrimaKlimaMyclimateKlima-Kollekte
Preis pro Tonne CO230 Euro27 Euro22-26 Euro25 Euro

Quelle: Angaben der Anbieter, Stand: Mai 2024

Bei den Anbietern solltest du auf jeden Fall auf Transparenz achten und wissen, wohin dein Geld für den Emissionsausgleich fließt. Eine Orientierung bietet der Check von Stiftung Warentest. Dringend abzuraten ist von Anbietern, die für den CO₂-Ausgleich pro Tonne Mini-Beträge von bspw. 5 Euro oder weniger verlangen. Das ist unseriös und hat mit wirksamer CO₂-Kompensation absolut nichts zu tun. Generell kannst du dir merken: Gute Organisationen bieten mehr als bloß Zertifikate an, sondern auch Bildungsangebote oder seriöse Inhalte zum Klimaschutz.

Besonders oft werden im privaten Bereich die Emissionen von Flugreisen kompensiert. Besser ist es aber, auf das Flugzeug - sofern möglich - zu verzichten.

CO₂-Kompensation Flug: Kosten für Hin- und Rückflug Düsseldorf – Mallorca.

Wenn Menschen ihren CO₂-Ausstoß kompensieren, dann häufig bei Flugreisen. Fliegen ist nach wie vor die klimaschädlichste Form des Reisens. Wer zum Beispiel von Düsseldorf nach Mallorca und zurück fliegt, kommt laut Atmosfair für Hin- und Rückflug auf einen Ausstoß von 680 kg CO₂. Die Kosten für den CO₂-Ausgleich lägen dann bei rund 19 Euro für Hin- und Rückflug (je nach Flugzeugtyp unterschiedlich). Bei Transatlantikflügen von Düsseldorf nach New York und zurück fallen Atmosfair zufolge schon 2,5 Tonnen CO₂ an. Die Kompensationskosten liegen dann bei 76 Euro.

Zum Vergleich: Der durchschnittliche CO₂-Ausstoß in Deutschland liegt pro Person laut Umweltbundesamt im Jahr bei 10,35 Tonnen.

Stiftung Warentest: Welche Kompensationsanbieter können überzeugen?

Der Markt für CO₂-Ausgleichsprojekte ist leider etwas unübersichtlich, was insbesondere an den Projekten liegt, denen es oftmals an Transparenz mangelt. Zudem ist die Branche zuletzt wegen Greenwashing-Vorwürfen in den Medien gewesen. Viele Unternehmen sahen sich massiver Kritik gegenüber, da ihre CO₂-Kompensationen kaum das hielten, was sie versprachen. Da tut Orientierung also gut – here we go.

Stiftung Warentest hat die vier großen deutschen Anbieter Atmosfair, Klima-Kollekte, Primaklima und Myclimate Deutschland zuletzt im Jahr 2022 getestet. Als einziger Anbieter erhielt Atmosfair im Test die Bestnote „sehr gut“. Die Berliner non-profit GmbH betreibe ausschließlich nach dem hochwertigen Goldstandard zertifizierte Klimaschutzprojekte und lege ihre Kosten nachprüfbar offen. Schwach ist allerdings: Im wichtigsten Bereich, der CO₂-Kompensation, zeigten mit Ausnahme von Atmosfair alle Anbieter größere Mängel, wie Stiftung Warentest urteilte.

Tabelle: Welcher CO₂-Kompensationsanbieter ist der beste?

AnbieterBewertungGesamtnote
Atmosfairsehr gut0,5
Klima-Kollektegut1,7
Primaklimagut2,5
Myclimateausreichend4,0

Quelle: Stiftung Warentest, Stand 2022

Übrigens: Seit dem Test im Jahr 2018 haben sich alle Anbieter mit Ausnahme von Atmosfair verschlechtert. Primaklima und Klima-Kollekte rutschten von ihren sehr guten Bewertungen auf „gut“ ab, Myclimate von „gut“ auf „ausreichend“.

Kritik am CO₂-Ausgleich und warum es das letzte Mittel sein sollte.

Wir müssen an der Stelle über Sinn und Unsinn von Kompensationen reden. Es gibt einige gute Gründe gegen und berechtigte Kritik am System der freiwilligen CO₂-Kompensation, gerade auch wenn es um große Firmen geht, die sich mit Billig-Zertifikaten von ihren CO₂-Schulden freikaufen und weiterhin klimaschädliche Treibhausgase verursachen. Das Beispiel mehrerer Öl- und Gaskonzerne von Frühjahr 2024 zeigt, dass millionenschwere Klimaschutzprojekte von Mineralölkonzernen jahrelang offenbar nur auf dem Papier existierten statt in China realisiert worden zu sein. Verbraucher:innen durften für die angeblichen CO₂-Ausgleichsprojekte aber trotzdem zahlen.

1. Ausgleichen bringt keine Verhaltensänderung.

Zunächst mal geht’s schlicht und ergreifend um das Verhalten von Firmen und Konsument:innen. Die Möglichkeit freiwilliger Kompensationszahlungen verleitet dazu, klimaschädliches Verhalten und Wirtschaften nicht zu ändern. Also weiter Inlandsflüge zu buchen, statt auf die umweltfreundlichere Bahn umzusteigen. Es bleibt also alles beim Alten, außer dass hin und wieder kompensiert wird. Kompensation suggeriert: Klimaschädliches Verhalten ist okay, solange ich die Emissionen ausgleiche. Im Kern müssen wir aber runter von den Emissionen. Kompensation reicht nicht, um das Klima zu schützen. Es bleibt eine kurzfristige Lösung und ein Nullsummenspiel fürs Klima.

2. Kompensation führt schnell zu Greenwashing.

Was für Privatpersonen gilt, gilt natürlich und besonders für Unternehmen. Freiwillige Kompensationsleistungen werden oft genutzt, um sich nach außen klimabewusst darzustellen. Am klimaschädlichen Wirtschaften ändert das aber nichts. Oft haben die Firmen gar keinen Überblick darüber, ob das genutzte Klimaschutzprojekt oder die gekauften CO₂-Zertifikate überhaupt einen langfristigen Nutzen haben. Und in ganz drastischen Fällen existieren CO₂-Projekte teilweise gar nicht, Unternehmen nutzen ihre Kompensationsprojekte aber gerne als PR-Kampagne. Letztlich reines Greenwashing.

3. Unternehmen zahlen oft weniger für klimaschädliches Verhalten.

Stell dir vor, du gleichst deine CO₂-Emissionen bei Anbietern wie myclimate, Klimakollekte, Atmosfair oder Climate Partner aus. Dann zahlst du in der Regel je nach Anbieter rund 20 bis 30 Euro pro ausgestoßener Tonne CO₂ (Stand Mai 2024). Unternehmen verursachen wesentlich mehr klimaschädliche Gase, zahlen ab einem bestimmten Volumen bei den meisten Anbietern aber deutlich weniger – manchmal auch nur 5 Euro pro Tonne CO₂. Das Dumme ist: Die Anbieter von Kompensationen stehen untereinander im Wettbewerb. Daher entscheiden sich Unternehmen im Zweifel immer für das Klimaschutzprojekt mit dem niedrigsten Preis. Die Folgen kannst du dir denken.

4. Autokratische Regierungen können von CO₂-Kompensation profitieren.

Die Frage ist, wohin wandert dein Geld oder das von Unternehmen eigentlich, wenn du deine CO₂-Kompensationen ausgleichst? Zwar kann man das bei vielen Projekten nachforschen und lesen; aber es gibt auch Klimaschutzprojekte, die in autoritär regierten Staaten liegen. Beispiel Eritrea: Menschenrechtsverletzungen sind dort an der Tagesordnung, eine freie Presse gibt es seit Jahren nicht. Jetzt gibt es in Eritrea Klimaschutzprojekte, die neben dem Klimaschutz darauf abzielen, die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort zu verbessern. Das ist gut. Expert:innen zufolge ist es aber möglich, dass Investitionen in diese Projekte indirekt das Regime für sich vereinnahmt. Unser Tipp: Sieh dir immer sehr genau an, in welches Projekt du investieren willst und wie es um die politische Lage im Land steht.

Fazit: Kritiker:innen werten Kompensationsmaßnahmen als modernen Ablasshandel – den Verursacher:innen von CO₂-Emissionen werde schlicht ein gutes Gewissen verliehen. Oft mit Hilfe von faulen Kompromissen oder Projekten, die kaum einen Nutzen fürs Klima haben. Befürworter:innen sehen die Möglichkeit der Kompensation dagegen als Einstieg, um über die eigenen, klimaschädlichen Aktivitäten nachzudenken. Am besten ist es, wenn Kompensation das letzte Mittel der Wahl ist und auch Unternehmen statt auf simplen CO₂-Ausgleich lieber auf klimafreundliche Lieferketten und Produkte setzen, also alte Strukturen und Prozesse für mehr Klimaschutz transformieren.

💡 Setze besser gleich auf saubere Energie, statt CO₂ auszugleichen.

Viel besser ist es, auf nachhaltige Formen des Reisens, auf möglichst CO₂-neutral hergestellte Produkte oder auf erneuerbare Energie statt fossilen Kohlestrom zu setzen. Wer Unternehmenskunde oder Privatkund:in bei Polarstern ist und oder bezieht, hat nicht nur wirklich saubere und streng zertifizierte Energie, sondern reduziert den CO₂-Fußabdruck für Energie quasi auf Null. Unsere Tarife gibt's für alle, Gewerbe- wie private Kund:innen. Probiere doch gleich mal den Tarifrechner aus.

1. Deine Postleitzahl

CO₂-Kompensations-Rechner: Wie viel solltest du kompensieren.

Mit CO₂-Rechnern wie hier beim Umweltbundesamt lässt sich berechnen, wie viel du ausgleichen kannst, bevor du ein Zertifikat kaufst. Etwa für deinen Flug, dein Event oder eine Autofahrt. Dabei werden alle klimaschädlichen Gase berücksichtigt, die sich auf das Klima auswirken. Wer etwa seine Flugreise oder den Energieverbrauch kompensieren möchte, kann das auf unterschiedliche Weise tun: 1) Bäume pflanzen, 2) Moore wiedervernässen und 3) den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen.

1) Bäume pflanzen und Wälder schützen oder erneuern.

Die am meisten genutzte Möglichkeit zur CO₂-Kompensation ist die Wiederaufforstung von Wäldern bzw. Bäume zu pflanzen. Leider haben in den vergangenen Monaten Recherchen gezeigt, dass nicht alle Kompensationsprojekte halten, was sie versprechen. So soll Verra, einer der größten Kompensationsanbieter weltweit, offenbar über viele Jahre hinweg völlig wertlose CO₂-Zertifikate zum Ausgleich an Unternehmen vergeben haben. Der von Verra entwickelte Verified Carbon Standard ist das Gütesiegel für den Kompensationsmarkt weltweit und wird von nahezu allen Unternehmen zum CO₂-Ausgleich genutzt. Die Firma hat also enorme Macht im Zertifikate-Handel.

Unternehmen wie Disney, Gucci, Shell, aber auch Dax-Konzerne wie SAP und Bayer hatten solche Zertifikate aus Waldschutzprojekten erworben. Der Imageschaden war groß. Aber hatte auch einen kleinen Vorteil: Inzwischen haben Verbraucher:innen und viele Firmen ein waches Auge auf CO₂-Ausgleich und prüfen die Anbieter genauer.

Künstliche Wälder sind keine gute Idee.

Fest steht, Bäume und Wälder sind riesige Kohlenstoffspeicher. Allein in unseren Regenwäldern sind momentan laut Greenpeace rund 250 Milliarden Tonnen CO₂ gebunden. Das entsprach 2020 dem 90-fachen der menschengemachten Treibhausgasemissionen pro Jahr. Künstliche Wälder mit Hilfe von Kompensationsprojekten hochzuziehen, ist aber kein Allheilmittel. Natürliche Wälder sind ausbalancierte Ökosysteme. Das Aufforsten und Anpflanzen von Bäumen muss also mit Sinn und Verstand passieren. Es kommt auf eine Durchmischung der Bäume und Pflanzenarten an und auf die richtige Standortwahl.

Kritik am Bäumepflanzen.

  • Speicherleistung eines Baumes ist nur rückblickend zu berechnen. Es kann nur im Nachhinein gesagt werden, wie viel CO2 ein Baum oder ganzer Wald tatsächlich gespeichert hat.
  • Gefahr von Monokulturen, weshalb die passende ökologische Zusammensetzung von Waldprojekten wichtig ist.
  • In den ersten Jahren nach Anpflanzung produzieren Bäume nur geringe Biomassevorräte, können also zunächst nur wenig Kohlenstoff binden. Werden sie von Schädlingen befallen, kann ein Baum früh sterben und kaum CO₂ binden.
  • Bäume müssen grundsätzlich ein Jahrhundert oder länger stehen, um genug CO₂ zu kompensieren. Das kann aber meist niemand garantieren.
  • Wissenschaftler:innen haben festgestellt, dass das Pflanzen von Bäumen an ungeeigneten Standorten dem Klima sogar mehr schaden als nützen kann.
  • Schlecht geplante Aufforstungsprojekte können den CO₂-Ausstoß sogar erhöhen, etwa wenn ihnen Moore weichen müssen.

Zauberwort Waldumbau! Wie Pina Earth & Polarstern kompensieren.

Pina Earth bietet CO₂-Zertifikate, um Monokulturen zu klimaresilienten Mischwäldern umzubauen. Wir von Polarstern unterstützen mit Pina das Klimaschutzprojekt Schlegel, um unsere eigenen Restemissionen klimaeffektiv zu kompensieren. Im Gegensatz zu Aufforstungsprojekten geht es bei diesem Projekt darum, den Wald zu retten, den wir noch haben – und zwar durch cleveren Umbau des Bestandswalds.

Im vom TÜV Nord zertifizierten Waldumbauprojekt Schlegel werden 470 Hektar eines einschichtigen Fichtenwaldes in Thüringen in einen naturnahen und artenreichen Dauerwald umgebaut. Damit der Wald auf zukünftige Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet ist, werden klimaresiliente Baumarten eingebracht.

Wald

2) Moore wiedervernässen: die beste Form des CO₂-Ausgleichs.

Laut Umweltbundesamt sind in Deutschland derzeit mehr als 90 % aller Moorböden trockengelegt (Stand: März 2023). Das ist für Klima und Umwelt keine gute Nachricht. Moore sind extrem gute Kohlenstoffspeicher, wenn sie aber trockengelegt werden, gelangen Millionen Tonnen CO₂ in die Atmosphäre. Die Wiedervernässung von Moorböden kann daher einen großen Beitrag zum Klimaschutz bewirken. Trockengelegt emittieren Moorböden in Deutschland jährlich rund 53 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente, das entspricht laut Umweltbundesamt rund 7,5 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Bei einer Landfläche von nur 5 % speichern Moore genauso viel CO₂ wie alle deutschen Wälder zusammen. Kein Wunder also, dass auch Kompensationsanbieter die Wiedervernässung von Mooren als Möglichkeit anbieten. Moorrenaturierung ist effektiver Klimaschutz. „Moore zählen zu den Ökosystemen mit der höchsten Kohlenstoffdichte auf der Erde“, sagt Hans Joosten von der Universität Greifswald.

11 überraschende Fakten über Moore und Klimaschutz

Polarstern kompensiert CO₂-Emissionen über MoorFutures.

Auch wir von Polarstern haben schon unvermeidbare CO₂-Emissionen über ein Moorschutzprojekt in Schleswig-Holstein ausgeglichen. Dazu haben wir über MoorFutures rund 20 Tonnen CO₂-Emissionen kompensiert, die zum Beispiel bei Geschäftsreisen oder durch die Klimaanlage in unserem Büro angefallen sind. Mit den gekauften Zertifikaten unterstützten wir die Vernässung im Königsmoor in Schleswig-Holstein, so dass das Moorgebiet wieder seiner Funktion als natürliche Kohlenstoffsenke nachkommen kann. Aktuell ist das Projekt zwar nicht verfügbar, aber voraussichtlich Ende 2024 können Firmen und Privatpersonen wieder Zertifikate über MoorFutures erwerben.

Karen Marggraf von MoorFutures: "MoorFutures wurde für den freien Kohlenstoffmarkt entwickelt. Jeder kann es nutzen und damit seine eigene Klimabilanz verbessern." Das MoorFutures-Projekt orientiert sich eng an internationalen Standards wie dem VCS-Standard und dem Kyoto-Protokoll.

3) Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen.

Neben der Wiedervernässung von Mooren und Waldaufforstungs-Projekten gibt es noch eine Option, wie man CO₂-Emissionen kompensieren kann. Anbieter wie Atmosfair investieren für dich in den Ausbau erneuerbarer Energien oder in mehr Energieeffizienz. Wer etwa seinen Flug oder eine Kreuzfahrtreise ausgleichen möchte, zahlt freiwillig einen Betrag, den Kompensationsanbieter dann in Energiewende-Projekte investieren, zum Beispiel in den Bau von Windparks. Der große Vorteil hierin gegenüber Waldaufforstungs-Projekten: Mit dem Bau von Wind- und Solarparks wird sofort CO₂ vermieden und eingespart, während der CO₂-Ausgleich bei der Aufforstung von Wäldern immer eine ungewisse Wette auf die Zukunft ist.

Sieh dir die weltweite Energiewende von Polarstern an

☝️ Fazit: Vermeiden und reduzieren sollte immer Vorrang haben.

Es gibt mehrere Möglichkeiten des CO₂-Ausgleichs, die jeweils weniger oder mehr sinnvoll sind. Wer kompensieren will, sollte überlegen, wann es sinnvoll ist, also unter welchen Umständen. In welches Land fließt mein Geld? Wird dort wirklich ein Wald gerettet? Wo und wie wird aufgeforstet? Wie seriös ist der Anbieter? Gibt es eventuell negative Medienberichte über den Anbieter? Klar, viele dieser Fragen können wir als Verbraucher:in nur schwierig oder gar nicht beantworten.

Unser Rat: Entscheide dich im Zweifel bei der Kompensation eher für Moorschutz-Projekte als für Aufforstung in fernen Ländern und eher für Projekte, die vielleicht in Deutschland oder Europa liegen und die du so besser auf ihre Realisierung hin checken kannst.

4 allgemeine Tipps bei der Wahl von CO₂-Kompensationsprojekten.

  • 1. Achte auf die politischen und sozialen Rahmenbedingungen.

    Viele Kompensationsprojekte finden im Globalen Süden statt. Das ist einerseits gut, weil es eine wirkungsvolle Maßnahme für Entwicklungshilfe sein und ökologische Standards etwa bei der Energieerzeugung verbessern kann. Doch das Beispiel Eritrea oder das anderer autoritär regierter Staaten zeigt, dass Projekte in solchen Ländern oft auch die Macht von Autokraten stützen. Die bereits erwähnten Zertifizierungen wie der Gold Standard (siehe oben) helfen dir. Letztlich gilt bei der Auswahl deines Kompensationsprojekts immer: Augen auf! Immerhin geht es ja auch um dein Geld.

  • 2. Achte auf die Organisationen an sich.

    Es gibt sowohl Non-Profit-Organisationen als auch kommerzielle Anbieter von Kompensationsleistungen. Die Unternehmensform ist zunächst kein Qualitätsmerkmal. Kommerzielle Anbieter haben ein anderes Geschäftsmodell und legen ihren Fokus oft stärker auf die Beratung von Unternehmen sowie deren Treibhausgas-Kompensation. Meist kaufen die Kommerziellen wesentlich mehr Klimaschutzprojekte ein, als sie selbst mitentwickeln.

  • 3. Achte auf die Transparenz der Anbieter.

    Seriöse Unternehmen stellen auf ihrer Webseite klar, dass CO₂-Kompensation allein nicht die Lösung der Klimakrise ist. Auch die Arbeitsweise, Berechnung und Mittelverwendung sind ausführlich dokumentiert und ihre Beträge sollten verständlich aufgeschlüsselt sein. Je mehr Infos eine Organisation über ihre Projekte zur Verfügung stellt, desto seriöser ist das Ganze. In Sachen Transparenz und Vertrauen kannst du auch nach Medienberichten suchen, ob es ggf. in der Vergangenheit Vorwürfe gegen einen Anbieter gab.

  • 4. Achte auf die Zusätzlichkeit des Projekts.

    Ein Kompensationsprojekt ist nur dann glaubwürdig, wenn es ohne die Finanzierung durch Kompensationsbeiträge nicht zustande gekommen wäre. Für jedes Projekt wird dem Umweltbundesamt zufolge ein „Referenzszenario“ erstellt, das aufdeckt, wie sich die Emissionen ohne die umgesetzte Klimaschutzmaßnahme entwickelt hätten.

Portrait von Ludwig.

Ludwig. | Team Wirklich

E‑Mail:  ludwig.o@polarstern-energie.de

Ludwig ist ausgebildeter Journalist und hat viele Jahre bei einem großen Medienhaus in München gearbeitet. Bei Polarstern ist er Redakteur im Marketing-Team und schreibt Artikel für das Polarstern-Magazin und Neuigkeiten für unsere Newsletter. Außerdem kümmert er sich um Events wie die Earth Hour und den Isar Cleanup.